Lueginsland - erschienen am 14. 8. 2004 in der Badischen Zeitung Hedy Epstein Erscht wus in sinem
badische Derfli in d Schuel kumme isch, het s Hedi rächt gmerkt, ass es e
Judekind isch. Sini Eltere hän ke Wärt uf d Religion glegt un wu d Lehreri
gfrogt het, wär was isch, het äs bi katholisch gstreckt. 1938 ischs üs em
Realgymnasium gworfe wore: "Raus mit dir, du Dreckjude!". E Johr
speter isch s "Hederle" - so het si Vatter zue nem gsait - mit eme
"Kindertransport" uf Ängland verschickt wore. In s Wachenheimers hets
fascht s Härz verrisse, wu si ihre einzig Kind in dr Zug gsetzt hän. S
Hederli het z Ängland ball miäße merke, ass es aü dert nit arg willkumme
isch. E Arbet oder e Birgschaft fir sini Eltere z finde, ass si derfe iiwandere,
isch däm verzwiiflete, 14-jährige Maidli nit glunge. Z Ängland nit un z
Amerika nit. So sin sini Eltere schliäßlig z Kippene, in ihrenem Derfli am
Schwarzwaldrand, abgholt wore un zerscht uf Gurs un drno uf Auschwitz
verschleipft wore. Noch
em Griäg isch diä jung Fraü nomol zruck uf Ditschland kehrt go d Eltere
sueche - umesunscht. Do isch si iber sich sälber verschrocke: Si het diä
ditsche Mänsche jetz ghasst, sogar Kinder, wu um Zigarette bättlet hän. No
isch si uf Amerika emigriärt, ins globt Land vu dr Demoktratii. Dert het sich d
Hedy Epstein - so heißt si jetze - gege Rassismus iigsetzt, gege Kriäg, fir
Flichtling un Üsländer. Ihre Buech heißt nit umesunscht "Erinnern ist
nicht genug". Wu si emol gege dr Vietnamkriäg demonschtriärt het, het si
sich gfrogt: Was wär bassiärt, wänn Ditschi unter em Hitler so uf d Stroß
gange wäre? Si hätte ihre Läbe un des vu ihrene Familiä uf s Spiil gsetzt.
No het si sich gfrogt, was mit ihre wär, wänn si as "normali"
Ditschi gebore wär. Eb si sälber bereit gsii wär, ihre Läbe z opfere. Ihre
Hass isch dur so Iberlegunge zämmegschmolze un si isch glickliger siterhär.
Morn wird diä üssergwehnlig Fraü 80. Harald Noth |