Jean-Jacques Waltz und Joseph Rossé – zwei Schicksale im Elsass

 von Harald Noth

In den Personen von Joseph Rossé und Jean-Jacques Waltz treten uns zwei Schicksale im Elsass entgegen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Der Karrikaturist und Schriftsteller Waltz konnte die letzten Jahre und Tage bis zu seinem Tod 1951 in hohen Ehren verbringen, Joseph Rossé, zunächst Lehrer, dann Journalist, Politiker, Deputierter der Nationalversammlung und Verleger, musste im selben Jahr im Zuchthaus von Eysses sterben. Der Lebensmittelpunkt beider war Colmar. Christliche Büchlein wider den nationalsozialistischen Geist aus Rossés Asatia-Verlag steckten in den Tournistern deutscher Soldaten des Zweiten Weltkriegs. „Onkel Hansi“, wie Waltz sich in seinen illustrierten Büchern nennt, zeichnete ein wenig freundliches Bild der Deutschen und erreichte und erreicht damit bis heute zahllose Kinder und Erwachsene im ganzen Elsass und in Frankreich; inzwischen wird Waltz auch in Deutschland publiziert. Joseph Rossé dagegen ist dem Vergessen anheimgefallen.

 Jean-Jacques Waltz (Hansi)

   Jean-Jacques Waltz(1) wurde am 23. Februar 1873 in Colmar geboren. Das Elsass und ein Teil Lothringens waren von den deutschen Staaten unter der Hansi-Denkmal in Colmar; Photo: H. Noth Führung Preußens frisch besetzt und als Reichsland Elsass-Lothringen ins neu gegründete Deutsche Reich eingegliedert. Die deutsche Militärpräsenz hier sollte immer hoch bleiben und sich in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg noch steigern, denn hier war die Aufmarsch- und Verteidigungslinie Deutschlands gegen Frankreich. In den ersten 30 Lebensjahren von Jean-Jacques Waltz und im Ersten Weltkrieg herrschten diktatorische Verhältnisse. Ein Gefühl des  Besetztseins blieb in vielen Elsässern wach. Einschränkung und Unterdrückung der französischen Sprache in der Schule und in der Öffentlichkeit der mehrheitlich deutschsprachigen Gebiete des Elsass forderten auch weite Kreise zum Widerspruch heraus, die dem Deutschen, ihrer angestammten Sprache, sonst nicht abhold waren.(2)

    Nach der Eingliederung des Elsass kam es zu einem von Frankreich geförderten Exodus von Beamten – Verwaltungsbeamte, Lehrer, Förster und andere. Aber Ausweisungen durch die Reichsbehörden gab es keine. Die Lücken wurden durch Personal aus Deutschland, oft Norddeutschland, aufgefüllt. So waren in der ersten Schulzeit von Jean-Jacques nur ungefähr die Hälfte der Volksschullehrer Elsässer, von den Gymnasiallehrern waren nur wenige im Land geblieben.(3) Insgesamt wanderten ca. 50.000 Personen aus; eine noch größere Zahl von schon in Innerfrankreich wohnender Elsässer kehrte nicht in die Heimat zurück.(4)

    Jean-Jacques machte in der Schule und auf der Straße Bekanntschaft mit preußischer Arroganz. Der Französischlehrer aus Ostpreußen erklärt ihm, dass man im Elsass das Französische falsch ausspricht, in Königsberg aber richtig. Die Geschichtslehrer erniedrigen Frankreich, „unverschämte Offiziere“ treten das Pflaster von Colmar. Solche Bilder prägen sich dem Jungen ein, er wird sie später in seinen Bildbänden den Schülern und Erwachsenen des Elsass und Frankreichs weiter ausmalen und auch auf vergangene historische Epochen projizieren.
    1894 ging Jean-Jacques Waltz auf eine Schule in Lyon und lernte technischer Zeichner, 1896 musster er krankheitshalber abbrechen und nach Colmar zurück. Sein bebildertes Buch „Professor Knatschke“ brachte ihm 1907 den Durchbruch als Karrikaturist und Buchautor ("Professor Knatschke. Des großen teutschen Gelehrten und seiner Tochter ausgewählte Schriften. Den Elsässern mitgeteilt und illustriert von Hansi").

    In seiner „Histoire d’Alsace, racontée aux enfants par l’Oncle Hansi“ (Geschichte des Elsass, den Kindern erzählt vom Onkel Hansi), die 1912 erschien, beschreibt Onkel Hansi nicht nur die Preußen, sondern auch die unmittelbaren Nachbarn der Elsässer – die Badener. Sein geschichtliches Bild von Mitteleuropa, das auch andere Bücher durchzieht, stellt sich in der „Histoire“ so dar: In vorgeschichtlicher Zeit hätten die Elsässer frei gelebt und seien „Teil des großen gallischen oder keltischen Volkes gewesen.“ Das seien große, sehr mutige Männer gewesen, mit glänzenden Waffen. Ihre Frauen seien schön gewesen und hätten Kleider in lebendigen Farben und schönen Schmuck geliebt. Er fährt fort (Übersetzung):

 „Was die Germanen anbetrifft: sie lebten auf der anderen Seite des Rheins, das waren Wilde. Sie hatten lange, schlecht gekämmte rote Haare, buschige Bärte, wie heute, aber sie setzten noch keine Brillen auf. Sie bedeckten sich mit Tierfellen, die mit Dornen zusammengesteckt waren. Wenn es viele waren, hätte man glauben können, es wären Rudel von Bären oder Wölfen.“

    Nun öffnet sich Onkel Hansi die Herzen der Schüler und derer, die die Schule noch vor sich haben:

 „Merkt euch das gut; wenn ihr später in der Schule oder im Gymnasium seid, wird man euch glauben machen, dass die Germanen sich bis an die Vogesen ausdehnten. Aber das ist nicht wahr, die größten Wissenschaftler haben es uns bewiesen. Erzählt das eueren kleinen elsässischen Freunden in der Pause, aber widersprecht im Unterricht nicht dem Herrn Professor. Denn ich, als ich noch klein war, bin mit drei Stunden Arrest bestraft worden, als ich mich weigerte, das zu glauben.“

    Waltz erzählt und zeichnet seinem Leser, dass es - während Jahrtausender (!), bevor es geschriebene Geschichte gab - ständige Invasionen und Raubzüge der Germanen im Elsass gegeben hatte. Da darf eins niemanden wundern:

 „Wenn ihr heute mit elsässischen Bauern plaudert, mit Leuten aus dem Volk, die genug Vertrauen in euch habem, um alles zu sagen, was sie denken, werdet ihr bemerken, dass alle, wirklich alle, bis auf den Grund ihres Herzens einen instinktiven, unbändigen Hass auf das Badische haben und auf alles, was von der anderen Seite des Rheins kommt. Dieser Hass ist so groß, dass die Grausamkeiten des letzten Krieges nicht ausreichen, um ihn zu erklären. Man versteht dieses Gefühl erst, wenn man weiß, dass es während vieler Generationen von Vater auf Sohn übertragen wurde, sogar schon zu Zeiten, als man die Geschichte noch nicht schrieb, denn es ist das Blut dieser Ahnen mit Waffen aus Stein und Bronze, das in unseren Adern fließt, es ist das Blut derjenigen, die während so vieler Jahrhunderte ihre Häuser und ihre Familien gegen die barbarischen Banden verteidigt haben.“

    Die erste Begegnung speziell mit den „Badenern“ geschah auf folgende Weise, so lehrt Waltz die Leser, Vorleser und Zuhörer seines Buches: Ungefähr 15.000 Germanen gelang es unter Ariovist, den Rhein zu überqueren. Sie fanden ein blühendes Land und schrieen Hurra. Die Nachricht von diesem Paradis verbreitete sich in Germanien und etliche Stämme verbrannten ihre Strohhütten, im festen Willen, sich ins Elsass aufzumachen und nie mehr zurückzukehren.

 „Zuerst kamen die Alamannen, das sind die Badener von heute. Diese werdet ihr immer ganz vorne finden, wenn es darum geht, dem Elsass einen schlechten Streich zu spielen. Wenn sie keine Invasionen machen, wenn sie nicht das Straßburger Münster bombardieren, wenn sie nicht bei den Sondermaßnahmen mitmachen, die uns unterdrücken, oder wenn sie nicht versuchen, Gesetze gegen uns durchzubringen und sich ihre Kanäle vom Elsass bezahlen zu lassen, schicken sie uns Bettler und Landstreicher, die der Schrecken unserer Landschaften sind, oder fahrende Musikanten, die mit ihrem miserabeln Spiel auf allen möglichen Instrumenten Almosen einfordern.
    Aber die Badener von damals hatten eine andere Spezialität. Sobald die Horde bei einem elsässchen Bauernhof ankam, raubte sie den Hühnerstall aus. Sie nahmen alles, aber sie wollten besonders die Eier. Sie machten riesige Eierkuchen, Omelettes, (...) und um schneller vorwärts zu kommen, brachen sie die Eier mit ihren Füßen auf. Seitdem nennt man sie im Elsass: die Menschen-mit-den-eigelben-Füßen (auf keltisch Galfiesla).“

Abbildung: Hansi-Buchecke, wie es sie in vielen elsässischen Buchhandlungen gibt.

    Die Gabe zur Satire ist Jean-Jacques Waltz nicht abzusprechen, doch darf Satire alles? Die „Histoire d’Alsace“ ist neben mehreren Werken ähnlicher Machart des selben Autors heute noch auf dem Markt. Kritiker der jetzigen Verhältnisse im Elsass fürchten, dass manche heutigen Elsässer ihr Geschichtsbild unter anderem aus den Büchern vum Hansi bezogen haben. Henri Scherb, der Vorsitzende der Association Heimetsproch un Tradition, schreibt in D'Heimet (Übersetzung):

 „Am meisten schmerzt, dass viele unserer Verantwortlichen und Gewählten nur die offizielle, verstümmelte, parteiische Geschichte zu kennen scheinen, die durch die Schule der Republik und die Bilder von Hansi vermittelt ist. 'Unsere Vorfahren, die Gallier' nehmen uns die Luft zum Atmen.“(5)

    Dass Waltz sich gerade auf die Badener einschießt, darf nicht verwundern. Sie sprechen eine sehr ähnliche Mundart wie die Elsässer und sind ebenfalls schwer für die Preußen zu begeistern. Das angeblich gallische, keltische „Galfiesla“, das man laut Hansi im Elsass sagt, heißt bei den badischen Alemannen „Galfiesli“ oder „Gälfiesli“ (= Gelbfüßlein). Der andere elsässische Zeichner, der es zu Weltruhm gebracht hat, Tomi Ungerer, bemerkt in seinem Artikel "L'Oncle Hansi mis à bien et à mal" (Übersetzung): 

"Wir haben sprachlich und von den Wurzeln her zu viel gemeinsam mit den alemannischen Stämmen am Ufer des Rheins, und wenn man sich im Spiegel betrachtet, möchte man lieber jemanden anderen sehen."(6)

    Diesen Blick in den Spiegel scheint Onkel Hansi unbedingt verhindern zu wollen, wenn er die Nachbarn (und auch die Elsässer) bis zur Unkenntlichkeit entstellt.

   Wenn Jean-Jacques Waltz sich 1912 in „Blut- und Boden“-Gerede ergeht, wie es Land un Sproch, die Zeitschrift der René Schickele-Gesellschaft, bezeichnete(7), wie wird er sich dann nach dem Krieg entscheiden, wenn das von ihm völlig kritiklos besungene Frankreich die Oberhand hat? Zunächst einmal musste Waltz einstecken. Zwischen 1909 und 1914 stand er drei Mal vor Gericht und wurde wegen „Delikten“, die man in seinen Zeichnungen fand, zunächst zu hohen Geldstrafen, dann zu einem Jahr Haft verurteilt. Doch er konnte sich vor dem Gefängnis in die Schweiz retten. Nun brach auch schon der Erste Weltkrieg aus, Waltz ging nach Frankreich und meldete sich freiwillig; er diente unter anderem als Dolmetscher beim Verhör deutscher Kriegsgefangener und als Propagandist.

 Wieder unter französischer Herrschaft

    Nach dem Krieg fand er sich auf der Seite der neuen Herren des Landes wieder. Staatspräsident Alexandre Millerand zeichnete ihn in Colmar auf dem Rapp-Platz mit dem Orden „Ritter der Ehrenlegion“ aus.

    Die höheren deutschen Beamten und Leute, die sich „als Zutreiber der Kriegsgerichte und der Militärbehörden“ betätigt hatten, verließen das Elsass zu Kriegsende unaufgefordert. Die noch hier verbliebenen Altdeutschen waren „zumeist nur kleine Leute (...), die unschuldig waren an dem, was dem Elsass während des Krieges an Leid zugefügt worden war“. Gegen sie kam es zu Beschimpfungen und Schädigungen seitens des „Mobs der Städte“, der von Interessierten im Hintergrund aufgestachelt wurde. Deutsche Geschäfte wurden geplündert und demoliert.(8) Über 110.000 Deutsche, vom Lehrer bis zum Eisenbahnarbeiter nebst Familien, wurden von Dezember 1918 bis Oktober 1920 ausgewiesen oder wanderten aus.(9) Zu den ausgewiesenen Deutschen kamen auch zahlreiche Elsässer, die als deutschfreundlich bekannt waren oder als solche denuziert wurden; man hat sie wie unerwünschte Deutsche vor die eigens gebildeten Triagekommissionen zitiert, verurteilt und ausgewiesen.(10)
    Bei diesen Vorgängen ruhte Jean-Jacques Waltz nicht, er legte mit Schreib- und Zeichenfeder Hand an. Im illustrierten Buch „Mon village“ (Mein Dorf, 1913) lernen Leser und Zuhörer nur eine kleine Auswahl von deutschen Wesen kennen: affige Touristen, vor allem aber den niederträchtigen deutschen Gendarmen und den deutschen Schulmeister Stupfel, einen „Tyrann und Folterknecht“ (sic!), sowie deren blöde Kinder. Indem bei den Deutschen ausschließlich Negativtypen dargestellt werden und bei den Franzosen ausschließlich bewundernswerte Menschen, werden die Deutschen menschlich herabgesetzt. Nach diesen Darstellungen kann dann wohl das „gesunde Volksempfinden“ nichts Böses mehr in der Ausschaffung der Deutschen finden, wie sie von Hansi im Nachwort 1920 beschrieben wird (Übersetzung): Es

„erschien ein Wagen vor dem Haus des Gendarmen, und die Fräulein Irmtraud, Hildegard, Elsa und Hilda stiegen, mit Unmengen von Schachteln beladen, ein. Dann kam der deutsche Schulmeister, dem die Menge den Hut mit der riesigen französischen Kokarde vom Kopf riss. Und begleitet von Buhrufen, Drohungen und Freudenschreien sämtlicher Kinder fuhr er ebenfalls davon.“(11)

    In der elsässischen autonomistischen Zeitschrift Rot un Wiss werden zwei entsprechende Bilder Hansis unter die Lupe genommen.(12) Eines davon zeigt die Verladung einiger Deutscher samt Gepäck auf Lastwagen, die ins Deutsche Reich ausgewiesen wurden. (Sie durften keine „Unmengen von Schachteln“, sondern nur eine begrenzte Menge an Kilo und Mark mitnehmen.) Das Bild ist "Le départ des Boches de Colmar" (Die Abfahrt der Boches aus Colmar) untertitelt und in "L'Alsace heureuse" 1919 erschienen. "Boches" ist ein Schimpfwort für "Deutsche", es wird im Fortgang dieses Artikels noch einige Male auftauchen. Elsässische Kinder stehen neben der Schlange der zu Deportierenden oder sitzen auf der Mauer und freuen sich sichtlich, fuchteln, schreien Dinge, die man sich denken kann. Dem wird in Rot un Wiss ein Bild gegenüber gestellt, das 1938 aus der Feder von Elvira Bauer entstanden ist; es zeigt die Ausweisung jüdischer Kinder aus deutschen Schulen – unter dem Beifall blonder Kinder. Wenn man vom nicht vergleichbaren geschichtlichen Hintergrund absieht, scheint der einzige wesentliche Unterschied in den Bildern der zu sein, dass Waltz besser zeichnet als die Nazipropagandistin Bauer.
    Derartige Vorgänge nennt man heute ethnische Säuberung; Waltz unterstützte die „épuration“ nicht nur durch Zeichnungen und Texte wie im Bilderbuch „Mon Village“, sondern auch journalistisch, so in der Zeitung À travers l’Alsace vom 30. 3. 1920(13) und anscheinend auch vor Ort, wo er nach Bernard Wittmann(14) Kinder zu dem anstiftete, was auf seinem Bild mit dem Lastwagen und den schreienden Kindern dargestellt ist.
    Auf einem anderen Bild zeichnet Waltz eine Szene in einer elsässischen Stadt nach dem Ersten Weltkrieg. Putzige französische Soldaten spazieren durch die Straße, oft mit jungen Elsässerinnen am Arm, Kinder mit französischen Fähnlein oder Lampions ziehen durch. Alles strahlt Glück aus, nur beim Haus mit dem Schild „Gottlieb AG“ sind das Schaufenster und eine weitere Scheibe eingeschlagen, die Läden geschlossen. Über das zerstörte Schaufenster ist ein übermannsgroßes Transparent „MAISON DE SALE BOCHE“ gespannt – „Haus eines dreckigen Boche“. Ein Soldat steht Wache und Kinder tanzen davor. Dies habe Hansi nicht nur gezeichnet, sondern auch im Text gutgeheißen, so Bruno Metz in Rot un Wiss. Er spricht von „Methoden, die später von den Nazis kopiert wurden, um die Juden zu demütigen und an den Pranger zu stellen.“(15) Darauf kann man angesichts von Hansis Bild kommen, es ist aber unhistorisch: Die Nationalsozialisten kopierten nicht; sie bedurften nicht dieses Vorbilds, um auf die Idee mit „Kauft nicht bei Juden“ und mit der Demolierung ihrer Geschäfte zu kommen.

    Zahlreiche Elsässer waren wie Waltz 1871 bis 1918 den deutschen Oberherren kritisch gegenüber gestanden und hatten für elsässische Volksrechte gekämpft und übrigens auch viel erreicht. 1911 erhielt Elsass-Lothringen eine eigene Verfassung, einen Landtag (Parlament) und eine Landesregierung. Diese Verfassung wurde seinerzeit zwar kritisiert, aber in der folgenden französischen Zeit sehnte man sich nach ihr zurück. Viele der alten Kämpfer gegen die preußische Oberherrschaft führten den selben Kampf für das Elsass nun unter den Franzosen weiter. Grund dazu hatten sie. Hatten die Preußen in einem ganz überwiegend deutschsprachigen Land das Französische unterdrückt, so unterdrückten nun die neuen Herren in einem fast nur Deutsch (= Elsässisch und Hochdeutsch) sprechenden Land das Deutsche. In den ersten Klassen der Volksschule herrschten Verhältnisse, wie sie in den 1970er Jahren in Berlin-Kreuzberg erreicht werden sollten, wo Deutsch sprechende Lehrer Klassen mit 30 türkischen Kindern unterrichteten, von denen keines den Lehrer verstand.
    Die Kinder wurden mit der „méthode directe“ auf französisch traktiert.(16) Ab der dritten Klasse waren drei Stunden Deutschunterricht pro Woche zugelassen. Dazu kamen von der ersten Klasse an unter Umständen vier Stunden Religionsunterricht auf Deutsch oder Elsässisch – nämlich, solange die Schüler nicht ausreichend Französisch konnten und einen gewillten Lehrer fanden. Die Entscheidung hing vom Kultusvertreter und der Schulverwaltung ab, letzlich auch vom Lehrer. Im Höchstfall kamen so ab der dritten Klasse von 30 Wochenstunden sieben auf Deutsch zusammen. Vielerorts wurde der Religionsunterricht aber teilweise oder ganz auf Französisch erteilt.(17)
    Nach einer weite Kreise erfassenden Lähmung in den ersten Nachkriegsjahren stand ab 1925 fast das ganze politische und religiöse Elsass für die Wiedereinsetzung des Deutschen als Unterrichtssprache ein.

    Nicht so Jean-Jacques Waltz. Schon im Nachwort zu „Mon village“ (September 1920) schilderte er die neuen Zustände wie folgt, wobei er die Rückkehr und das erneute Bestimmen eines ehemaligen deutschen Lehrers einfach erfunden hat – der deutsche Lehrer Stupfel ist eine der beiden Antifiguren im 1913 erstmals erschienenen Kinder- und Erwachsenenbuch (Übersetzung:)

 „Stellt euch vor, der gemeine Stupfel, der Volksschullehrer, ist zurückgekehrt! Ihr glaubt vielleicht, dass er zurückhaltend, bescheiden ist und sich darum sorgt, die Schändlichkeiten, die er während des Krieges sich erlaubt hat, vergessen zu machen. Nichts weniger als das! Er ist zänkisch, anmaßend, grob gegenüber seinem Kollegen, dem Lehrer aus Frankreich, der die Kinder so schnell französisch sprechen lehrte. Er schickt wie früher an gewisse deutschsprachige Zeitungen(18) Artikel. Aber jetzt kritisiert er das, was die französische Verwaltung macht, er fordert das Recht, die deutsche Sprache zu verbreiten, die er seine Muttersprache nennt. (...) Kurz, er ist gegen die französische Verwaltung, von der er weiß, dass sie geduldig und großzügig ist, genau so anmaßend, unverschämt und hochmütig, wie er kriecherisch und feig gegenüber seinen alten Oberen gewesen war. Meine Freunde haben mich gefragt, warum Frankreich diese Übeltäter duldet. Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte.“(19)

    Da nun einmal das deutsche Feindbild von Jean-Jacques Waltz aus dem Elsass hinausbefördert war, suchte er sich einen neuen Gegner und fand ihn in seinen ehemaligen Freunden, den elsässichen Autonomisten. Sie sind im zitierten Absatz im deutschen Lehrer Stupfel personifiziert. Der Partikularismus, den er vor dem Krieg an den Tag gelegt hatte, war nur taktischer Natur gewesen. Hansi kämpfte nun für das Verbot deutscher Theateraufführungen im Elsass(20) und auch gegen das elsässische Dialektheater(21).

    Dass ihm der elsässische Dialekt und das Schriftdeutsche ein Greuel waren, gibt er nicht nur in Briefen und politischen Stellungnahmen zu verstehen. In seinem Bilderbuch „L’Alsace heureuse“ (1919) schreibt er (Übersetzung):

 „Wenn ihr eine etwas harte und heißere Spache hört und ihr sie nicht versteht, denkt nicht, das seien Boches, die sprechen. Nein, das sind Elsässer, gute Landsleute, die noch nicht genügend französisch lernen konnten, um es fließend zu sprechen und den elsässischen Dialekt benutzen.“(22)

    Er vertrat, Deutsch solle in der Schule erst gelehrt werden, wenn das Französische sicher beherrscht werde. An die Interessengemeinschaft „Association pour la propagation de la langue nationale“ schrieb er 1926 (Übersetzung):

 „Es ist eine Wahrheit, die man in Paris unbedingt verstehen sollte: Die Zweisprachigkeit in der Volksschule ist eine Utopie. Es ist unmöglich, in der Primarschule zwei Sprachen zu lernen, die einander so fremd sind wie Französisch und Deutsch. Und, um den Kindern in der Primarschule das Französische gut bezubringen, muss man davon absehen, sie Deutsch zu lehren.“

    In einem weiteren Brief schlägt er vor, ab dem Alter von 13 oder 14 mit dem Deutschunterricht zu beginnen.(23) Das hätte für die meisten Kinder bedeutet: überhaupt nicht. Er vertrat seine Meinung im Bezug auf die Unterrichtssprache auch journalistisch(24).

    Jean-Jacques Waltz wurde – auf den Fußstapfen seines Vaters – Leiter des Oberlindenmuseums in Colmar. Dort stellte er an zentraler Stelle auch von seinen antideutschen Zeichnungen aus; der Stadtrat von Colmar erreichte Anfang 1931, dass er diese Bilder und die Aufschrift „maison de sale boche“ entfernen musste. Ein weiterer Streitpunkt war die zweisprachige Beschilderung der Exponate, gegen die Waltz sich sperrte. Die Exponate stellten Kulturgut eines ganz überwiegend deutschsprachigen Raums dar, waren nur auf Französisch ausgezeichnet und wurden von einem Teil auch des einheimischen Publikums schlecht oder nicht verstanden.(25)

    Trotz des Beifalls, den Jean-Jacques Waltz bei den Jakobinern – so nennt man im Elsass polemisch die Vertreter einer zentralistischen Gleichmacherei – erhielt, fand er sich schließlich mit seinen Meinungen und Bestrebungen in eine Minderheitsposition gedrängt und isoliert. Der Nouvelliste, eine durchaus dem Zentralismus zugeneigte Zeitung, klagte über Hansi und seinen Gesinnungsgenossen Zinslin (Übersetzung):

 „Anstatt ihren Kredit bei der französischen Regierung zu nutzen, um sie zu besonnenen Maßnahmen zu führen, verlangen sie lauthals die superschnelle, vollständige Assimilation, die Einführung der laizistischen Gesetze, den Krieg gegen die deutsche Sprache. Sie stellen völlige Unkenntnis der Mentalität und der Hoffnungen ihrer Landsleute unter Beweis und zeigen sich in ihrem eigenen Land fremder als die Franzosen, die von den Ufern der Seine und der Garonne gekommen sind.“(26)

   Immerhin konnte sich Jean-Jacques Waltz 1937 am Literaturpreis der Academie Française erfreuen, den er für sein Gesamtwerk erhielt. Der elsässische Partikularismus aber, dessen heraussragendster Vertreter Joseph Rossé wurde, entwickelte sich in der Zwischenkriegszeit zur stärksten politischen Strömung zwischen Vogesen und Rhein.

 Joseph Rossé

    Joseph Victor Rossé(27) wurde am 26. August 1892 in Montreux-Vieux (Altmünsterol) geboren; das Dorf gehört zum Elsass; es bildet am Südwestrand des Ländles eine französische Sprachenklave. Das heißt, im Dorf und wohl auch im Elternhaus vom kleinen Joseph wurde französisch gesprochen. Durch seine Mutter, Eugénie geb. Spielmann, wird er auch schon früh mit dem elsässischen Dialekt in Berührung gekommen sein. Joseph wuchs dort mit 12 Geschwistern auf und besuchte die Schule.

 Abbildung: Joseph Rossé, um 1930, Photo: CarabinJoseph Rossé, um 1930

    Das bedeutete im Reichsland Elsass-Lothringen: die französische Schule, denn die Gesetzgebung sah seit 1873 vor, dass in Orten mit überwiegend französischsprachiger Bevölkerung die Unterrichtssprache ausschließlich Französisch ist, in überwiegend deutschsprachigen dagegen Deutsch(28).
    In diesen Schulen im französischen Sprachgebiet von Elsass-Lothringen - das waren neben Montreux-Vieux einige Gegenden in dem Vogesen und ein Teil Lothringens – wurde Deutsch als Fremdsprache gelehrt; Unterrichtssprache war dabei Franzsösisch. Es herrschten Verhältnisse, die nach 1918 von Verfechtern des Deutschunterrichts im Elsass für mustergültig gehalten wurden.
    In überwiegend französischen Orten hatte es auch in nichtschulischen Bereichen Minderheitenschutz gegeben, unter anderem wurden dort öffentlichen Bekanntmachungen und Erlassen eine französische Übersetzung beigefügt. Die deutsche Verwaltung versuchte jedoch im Laufe der Jahre, diese ihre eigenen Regelungen aufzuweichen, ohne sie ganz aus der Welt schaffen zu können.

    Der Lehrer von Joseph erkannte die Begabung des Jungen und verschaffte ihm ein staatliches Stipendium, sodass er nach der Volksschule trotz der schwachen wirtschaftlichen Stellung seiner Eltern – Vater Joseph Rossé war Bäcker - weiterlernen konnte. Dies geschah von 1908 bis 1913 an einer Schule in Colmar.
    Nach Weiterbildung zum Lehrer und Einsatz an mehreren Orten des Elsass wurde er nach 1918 schließlich Lehrer an der gehobenen Primarschule in Colmar. Übrigens war der Einsatz einheimischer Lehrer im Elsass auch in der Reichslandzeit zunehmend wieder zur Regel geworden, der von Hansi gegeißelte Einsatz deutscher Lehrer die Ausnahme.

    Im Ersten Weltkrieg kamen Jean-Jacques und Joseph auf entgegengesetzten Seiten zu stehen. Joseph wurde 1914 zunächst aus gesundheitlichen Gründen zurückgestellt, aber 1916 an die russische, später möglicherweise auch an die französische Front(29) geschickt. 1918 wurde er Reserveleutnant und mit dem Eisernen Kreuz II. dekoriert.

    Während seiner Tätigkeit als Lehrer nach dem Krieg begann Rossé bald, führende Positionen in den Berufsorganisationen der Lehrer zu übernehmen. Es gab viel zu tun: Die soziale Lage der elsässischen Lehrer war miserabel. Die aus dem Innern Frankreichs durch Sonderzulagen angeworbenen, zum Teil unterqualifizierten Lehrer bekamen führende Stellungen, sobald eine Schule mehr als eine Klasse hatte.(30) Unter anderem war Rossé Redakteur der „Elsass-Lothringischen Schulzeitung“, des Nachrichtenblatts der Grundschullehrer und Generalsekretär der Beamten- und Lehrerföderation.

    Seit 1919 gehörte Joseph Rossé der Elsässische Volkspartei (Union populaire républicaine - UPR) an, der bedeutendsten elsässischen Partei der Zwischenkriegszeit. In dieser Partei des Katholizismus gab es sowohl regionalistische als auch autonomistische Strömungen; eine Lostrennung von Frankreich kam für Rossé und seine Parteifreunde aber nie in Frage, Separatismus wurde und wird Rossé vom politischen Gegner aber häufig unterstellt. Rossé trat also gegen die Gleichmachung des Elsass mit den französischen Provinzen auf – die Rechte, die das Elsass seit 1801 erworben hatte, sollten erhalten bleiben oder wiederhergestellt werden. Diese hatten zum Beispiel beinhaltet, dass die religiösen Orden in großer Freiheit in Primar- und Sekundarschulen unterrichten konnten und dass Deutsch Unterrichtssprache war. Doch das Deutsche war schon 1918/19 aus der Schule weitgehend hinausgedrängt worden. Die Rechte der Konfessionen in der Schule sahen sich 1924 einem Angriff der sozialischischen Regierung in Paris ausgesetzt; er konnte in einer kulturkampfartigen Bewegung von den Elsässern und Lothringern zurückgewiesen werden.
   Die Elsässische Volkpartei hatte in der Zwischenkriegszeit unter den elsässischen Deputierten der Nationalversammlung immer die Mehrheit.

    1926 unterschrieb Rossé das Manifest des autonomistischen „Heimatbunds“, in dem vollständige Autonomie für Elsass-Lothringen im Rahmen von Frankreich gefordert wurde. Daraufhin wurden Rossé und andere Unterzeichner des Manifests, die im Staatsdienst standen, fristlos entlassen – Lehrer, Bürgermeister, Eisenbahner und andere. Dieses Berufsverbot zwang Rossé, sich umzuorientieren, er wurde 1926 Journalist und Chefredakteur beim Elsässer Kurier, der oberelsässischen Tageszeitung der Elsässischen Volkspartei, und 1932 Mitglied im Verwaltungsrat beim Alsatia-Verlag sowie politischer Direktor des Elsässer Kurier.

    Joseph Rossé wurde mehrfach in politische Gremien gewählt, so in den Elsässischen Generalrat und in die Abgeordnetenkammer der französischen Nationalversammlung. Rossé war - seinen Wahlergebnisssen nach - einer der erfolgreichsten Politiker im Elsass überhaupt. Es gab jedoch verschiedene, zum Teil erfolgreiche Versuche des Staats, ihn aus den Ämtern zu drängen, in die er gewählt worden war.

    Die elsässischen Autonomisten und Regionalisten – zu letzteren zählte Rossé nach 1926 – standen bei ihren Gegnern im Ruf, Interessen Deutschlands zu vertreten. Eine Karrikatur von Hansi(31) zeigt bereits im Jahre 1919 vier Personen, die vor dem Breisacher Münster den Rhein in Richtung Elsass überqueren – ein Pfarrer, ein Reicher mit Zylinder und zwei Männer mit Trachtenkleidung. Auf ihren Koffern steht geschrieben: „Gesunder Regionalismus“, „Freiburger Stadttheater“, „Pflege elsässischer Eigenart“, „Autonomie“ und „Neutralimus“. An der Brücke steht auf der altbreisacher Seite auch ein preußischer Polizist und betrachtet die ins Elsass ziehenden Gestalten. Der Neutralist in Tracht fragt ihn: „Kommen`s mit, Herr Wachtmeister?“ Der Gendarm antwortet: „Muss warten, bis ihr drüben seid – dann ist’s für mich `ne Kleinigkeit. Bringt erst rüber den ganzen Kitt. Ich bring das ganze deutsche Elend mit!“ Hinter dem Polizist stehen zwei zerlumpte Gestalten.
    Eine ähnliche Botschaft enthält Hansis Buch „Voyage d’Erika en Alsace française“ (1921). Es handelt von einer ausgewiesenen Deutschen, die ins französische Elsass zurückkehrt und Möglichkeiten der Rückgewinung des Elsasses sucht. Ihr Ansprechpartner ist die katholische Presse, ihre Chance die Unentschlossenheit, mit der die französische Regierung ihre Interessen im Elsass durchsetzt.

    Phantasien der Art Hansis scheinen beim sogenannten „Komplott-Prozess“(32) im Mai 1928 in Colmar auch Polizeispitzel und andere Zeugen beflügelt zu haben. Joseph Rossé saß seit Dezember 1927 wegen einer ihm angehängten Sache in Haft, und im Frühjahr 1928 wurde er aus dem Gefängnis heraus (!) als Abgeordneter des Arrondissements Colmar in die französische Nationalversammlung gewählt. Im Komplott-Prozess stand er zusammen mit mehreren Autonomisten und Regionalisten erneut vor dem Richter und musste sich wegen angeblichen staatsgefährdenden Machenschaften im Einvernehmen mit Deutschland verantworten. Rossé und drei weitere Politiker wurde zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Nach der Urteilsverkündung musste der Richter von berittener Polizei aus dem Gebäude geholt werden; auf dem Platz und in den Straßen vor dem Gericht hatte sich eine unübersehbare Menschenmasse gesammelt, um sich mit den Verurteilten zu solidarisieren. Der Prozess gegen Rossé und andere war unter haarsträubender Beweisführung gelaufen. Internationale Proteste(33) führten zu einer Begnadigung der Verurteilten durch den Staatspräsidenten. So kam auch Rossé schon nach zwei Monaten wieder frei. Doch es gab ein Nachspiel: Die Abgeordnetenkammer in Paris sprach Rossé und seinem Mitdeputierten Eugène Ricklin im November das Mandat ab. Eine Amnestie 1931 machte jedoch den Weg für eine Wiederwahl Rossés frei. Die Wähler des Kantons Colmar schickten Rossé, wie schon 1928, in den Jahren 1932 und 1936 erneut ins Parlament. Die nächste Wahl fiel aus – das Elsass wurde von der deutschen Wehrmacht besetzt.Elsässer Kurier, 6. 10. 1936

    Im Oktober 1939 wurde Rossé zum dritten Mal festgenommen und der „Spionage“ und des „Hochverrats“ für Deutschland angeklagt. Der Elsässer Gabriel Andres, der das Leben Rossés in einem Buch nachgezeichnet hat, bringt verschiedene Beispiele, wie in der Presse dieser Verdacht gegen Rossé geschürt wurde. Andres schreibt (Übersetzung): „In einer Zeit, in der so viele französischen Intellektuellen dem Nationalsozialismus den Hof machten, plakatierte Rossé seine antinazistische Haltung offen.“(34) Er weist dies anhand verschiedener Stellungnahmen Rossés nach, so auch mit einem Grundsatzartikel am 6. 10. 1936 im Elsässer Kurier, den Rossé als Chefredakteur und politischer Direktor schrieb oder zumindest politisch verantwortete:

Um das Schicksal unserer Heimat: Auch Hitler nicht!
    Im „Le Lorrain“ erklärt der Domherr Ritz: Lieber Hitler als Moskau und der „Messin“ vom 22. hat erklärt, dass er lieber deutsch würde als in einem bolschewistischen Frankreich zu leben. Wir lehnen Moskau ab. Aber wir wollen vom Bolschewismus nicht durch eine Rückkehr an Deutschland befreit werden, wie es „Le Messin“ vorschlägt... Vor allem wird der Bolschewismus vom Nationalsozialismus nicht besiegt werden. Die beiden wachsen auf den gleichen geistigen Untergrund. Sie sind in ihrem Wesen Zwillinge und Goebbels hatte Recht, als er dies am 14. November 1925 in einem „Offenen Brief an einen Kommunisten“ (erschienen im „Völkischen Beobachter“, dessen Chefredakteur... Hitler war!) aussprach.
    Das glückliche Elsass, das wir uns wünschen, kann uns weder von Moskau, noch von Hitler gegeben werden.

    Der eindeutig gegen die Nazis eingestellte Joseph Rossé kam also Ende 1939 wegen angeblichem Hochverrat zugunsten von Deutschland ins Gefängnis von Nancy, wo auch weitere elsässische Regionalisten und Autonomisten einsaßen. Als im Juni 1940 sich deutsche Truppen Nancy näherten, wurden sie in Gefängnisse in Südfrankreich verlegt. Die deutsche Waffenstillstandskommission konnte aber von den Behörden des französischen Vichy-Regimes erreichen, diese Gefangenen an die Deutschen auszuliefern. So kam es, dass auch Joseph Rossé und seine Mitgefangenen in Privas (Ardèche) am 15. Juli 1940 von französischen Polizisten aus dem Gefängnis abgeholt und in Chalon-sur-Saône an die Deutschen übergeben wurden.

 Waltz und Rossé unter der Naziherrschaft

 Jean-Jacques Waltz hatte von den Nationalsozialisten nichts Gutes zu erwarten. Er konnte sich aber vor dem deutschen Einmarsch nach Agen im Südwesten Frankreichs retten – an den Ort, in den die Präfektur des Departements Haut-Rhin sich zurückgezogen hatte. Hier entging er im April 1941 „mit knapper Not dem Tod, als - wie es heißt - drei Totschläger in deutschem Sold (Louis Kubler schreibt: 'des émissaires de la Gestapo') ihn niederschlugen und für tot liegen ließen.“(35) Hansi floh schließlich in die Schweiz; seine Werke wurden von den Nazis verboten.

    Joseph Rossé und seine Mithäftlinge aber wurden von den Nationalsozialisten als Märtyrer angesehen – hatten sie doch der französischen Assimilationspolitik Paroli geboten und in französischen Gefängnissen gelitten, waren als Verräter zugunsten von Deutschland behandelt worden. Man nannte sie nach ihrem ersten Haftort die "Nanziger". Doch setzte man sie nicht etwa auf freien Fuß, sondern brachte sie nach Drei-Ähren (Trois Epis) in den Vogesen, angeblich zur Genesung – einer Genesung, die unter Hausarest und bewacht von deutschen Soldaten vonstatten gehen musste. 
    Hier nötigte der Exilelsässer Robert Ernst, die rechte Hand von Gauleiter Robert Wagner in Elsass-Sachen, die "Nanziger", eine Bittschrift an Hitler zu unterschreiben, in der die Eingliederung des Elsass ins Reich verlangt wurde. Dabei wurde den Gefangenen weisgemacht, die Annexion sei durch Frankreich schon in den Waffenstillstandverhandlungen akzeptiert worden. Es wurde Zeitdruck vorgegeben; die Erklärung sollte Hitler vor seiner bevorstehenden Reichstagsrede erreichen. Lothar Kettenacker schreibt, dass es in Anbetracht der Umstände „verdient festgehalten zu werden, daß die sogenannten ‚Klerikalen’ um Rossé und Keppi auf Änderung des Textes bestanden, um so Frankreich in der Stunde der Niederlage vor allzuviel Schmach zu bewahren“.(36) Die meisten ihrer Vorbehalte brachten Rossé und die anderen UPR-Mitglieder jedoch nicht durch, unterschrieben dann aber unter der Drohung, eine Verweigerung würde dem Elsass große Nachteile einbringen.

    Hitler nutzte die Resolution jedoch nicht. Eine Angliederung Elsass-Lothringens wurde von den Nazis nie formell erklärt, de facto jedoch durchgeführt. Das Elsass bekam jedenfalls alle Schrecknisse, die der nationalsozialistischen Herrschaft eigen waren, zu spüren.

    Noch während seiner erzwungenen Quarantäne in Drei-Ähren traten seine Kollegen vom Alsatia-Verlag an Joseph Rossé heran. Es waren Versuche der Nationalsozialisten im Gange, auf den Verlag zuzugreifen. Der Verwaltungsrat suchte dem zu begegnen, indem er Rossé, den "Nanziger" Märtyrer, zum Generaldirektor der Alsatia ernannte. Der Verlag sollte wie bisher im Dienst des Elsass und seiner Tradition bleiben und nicht in feindliche Hände gelangen. Freilich fiel der Verlag Rossé nicht in den Schoß; der noch von neunmonatiger Haft in französischen Kerkern Gezeichnete musste in Verhandlungen mit der Gaupropagandaleitung und selbst mit Stellen in Berlin darum kämpfen.
    Diese Strategie sollte gelingen; sie verlangte von Rossé freilich einen Tanz auf des Messers Schneide. Die Selbständigkeit eines Verlages zu bewahren war nicht möglich, ohne Zugeständnisse und Scheinzugeständnisse an die Machthaber zu machen. Sich mit ihnen offen zu überwerfen, hätte die Übernahme des Verlags durch Einrichtungen der NS-Propaganda oder ihnen nahe Stehende bedeutet.
    Trotz dieses Vorgehens blieben Verluste nicht aus, so wurde der Elsässer Kurier Rossé und dem Verlag abgenommen und in den Phönix-Verlag der NSDAP überführt. Die Nazis benannten ihn dann in Kolmarer Kurier um. Es gab auch weitere Verluste und Einschränkungen für den Alsatia-Verlag.

    Es wäre für Rossé ein Leichtes gewesen, wie Waltz in die Schweiz zu flüchten und nach dem Krieg auf Siegerseite wieder zurück ins Elsass zu kehren. Er nahm aber in Kauf, erneut zum Märtyrer zu werden – zum Märtyrer fürs Elsass und den christlichen Glauben. Die Waffe, mit der er gegen den neuen Ungeist kämpfte, war der Alsatia-Verlag.

    Dafür waren große und folgenschwere persönliche Opfer zu bringen. Im Rahmen einer von der Partei initiierten Kampagne hielt er in Mülhausen eine Rede, in der er die französische Elsasspolitik zwischen 1918 und 1940 kritisierte. Dazu hatte er sich sich, wie er schreib, nach "Stunden schmerzhaften inneren Kampfes" entschieden. Diese moderate Rede wurde von der gleichgeschalteten Presse, etwa dem Mülhauser Tagblatt, aufgebauscht und ausgeschlachtet. Seine Proteste und das Verlangen um Richtigstellung waren vergeblich.(37) Die Nazi-Berichterstattung sollte sieben Jahre später im Nachkriegsprozess gegen Rossé als Beweismittel herangezogen werden.

 

    Zu den Gesten, die der Verleger nach außen machen musste, gehörte auch der Pateieintritt Anfang 1942(38) und die Annahme des Goldenen Pateiabzeichens der NSDAP, das ihm zu seinem 50. Geburtstag verliehen wurde(39).

    Was Rossé im Schutz seines Bonus als Märtyrer und seiner nach außen demonstrierten Loyalität leistete, ist unglaublich: Die Alsatia brachte unter seiner Leitung mit legalen und illegalen Mitteln von 1940 bis 44 über drei Millionen Bücher heraus. Dies nach seinen eigenen Angaben (40), eine andere Quelle (41) gibt zwei Millionen an. Die Diskrepanz ist vielleicht daher zu erklären, dass ein beträchtlicher Teil mancher Auflagen illegal, unter der Hand produziert wurde.
    Zunächst einmal verlegte Rossé aus elsässischer Perspektive geschriebene Bücher über das Elsass und seine Eigenart, die die Nazis ja gerade einebnen wollten. Dann war der Colmarer Alsatia-Verlag der letzte christliche Verlag, der im Machtbereich Hitlers noch legal publizieren konnte und auch dies nur begrenzt. Er brachte in für die Zeitverhältnisse ungeheurer Zahl Schriften christlichen Inhalts heraus, die alle dem nationalsozialistischen Geist widersprachen. Um den Schein der Loyalität aufrecht zu erhalten, gab Rossé nach eigenen Angaben (40) neben 270 christlichen und heimatkundlichen Büchern auch sechs heraus, die der nationalsozialistischen Propaganda dienten – mit zusammen wenig über 34.000 Exemplaren.

    Zu den Autoren, die bei Rossé publizieren konnten, gehören Verfolgte des Nazi-Regimes, so der Freiburger Dichter Reinhold Schneider, der noch 1945 eine Anklage wegen Hochverrats erhielt; der katholische Philosoph Theodor Haecker, der Publikationsverbot hatte, mit dem Widerstand der Münchner Studenten (Weiße Rose) verstrickt und von der Gestapo verfolgt war; Carl Muth, Redakteur der verbotenen „Hochland“ und Alfred Delp, ein Jesuitenpater, der das Dritte Reich nicht überleben sollte.
    Allein die ca. zehn Kleinschriften Reinhold Schneiders – das bekannteste ist „Das Vaterunser“ – sollen in Rossés Verlag eine Gesamtauflage von mehr als einer Million erreicht haben.(42) Hinter dem unscheinbaren Titel dieses und anderer Werke Schneiders verbirgt sich tiefer Unmut über die vom Nationalsozialismus geschaffenen geistigen und gesellschaftlichen Verhältnisse. Wer damals einen Text in seiner Tiefe zu erfassen verstand, dem eröffneten sich Schneider-Texte zweifelsfrei als gegen Hitler und sein System gerichtet.

Abbildung: Publikation Alfred Delps im Alsatia-Verlag (ausgeschnitten und montiert)Buch von Alfred Delp im Alsatia-Verlag

    Rossé war der Kopf eines geheimen Netzwerks. Die Mitarbeiter des Verlags bildeten eine verschworene Gemeinschaft. Um produzieren zu können, wie es geschah, legte Rossé selbst Hand an oder wies seine Leute an, Statistiken zu fälschen, Verträge vorzudatieren, Kontrolleure zu bestechen, illegal Papier zu beschaffen und vieles mehr. Dem Autor, der am meisten vom Doppelspiel Rossés profitierte, kamen ob dessen Machenschaften Gewissensbisse: Reinhold Schneider, der Rossé schließlich wöchentlich aufsuchte und mit ihm auch privat freundschaftlich verkehrte, schrieb später:

„Die gefälschten Daten machten mir zu schaffen, bis ein Geistlicher mir sagte: ich soll tun, was ich mir vor Christus zu verantworten getraue am Jüngsten Tag. Und doch bleibt Lüge, was sie ist.“(43)

    Da elsässische Verlage nicht in französischer Sprache publizieren durften, erhob Rossé die Pariser Niederlassung des Verlags zu formeller Selbständigkeit, sodass nun auch wieder französische Bücher unter dem Namen Alsatia erschienen. So ist etwa „Der Kreuzweg“ von Reinhold Schneider 1943 in Paris als Übersetzung unter dem Titel „Chemin de croix“ erschienen. Die Pariser Niederlassung veröffentlichte während der deutschen Besatzung fast zwei Millionen Bände auf Französisch (44). Gabriel Andres wertet dies neben vielem anderen als Zeichen dafür, dass Joseph Rossé eine große Liebe zu Frankreich und zur französischen Sprache empfand; dies und sein elsässischer Partikularismus seien durchaus vereinbar gewesen.

   Bei Rossé kamen viele Verfolgte und an den Rand Gedrängte unter. So im November 1940 Rupert Gießler, ehemaliger Chefredakteur der Freiburger katholischen „Tagespost“, dem nach der erzwungenen Einstellung der Zeitung die Existenzgrundlage weggezogen war; Gießler hatte zusätzliche Schwierigkeiten wegen seiner jüdisch-stämmigen Ehefrau. Er war aus der „Reichsschrifttumkammer“ ausgeschlossen worden und eine weitere jounalistische Tätigkeit war ihm untersagt(45). Gießler wurde bei Rossé Cheflektor – nach außen hin aber nur ein Sekretär. Nach dem Krieg wurde Gießler Chefredakteur der Badischen Zeitung.
    Neben anderen Bedrängten beschäftigte Rossé auch Rappoltsweiler Schulschwestern, Ordensschwestern, die von den Nazis aus dem Schuldienst auf die Straße geworfen worden waren. Auch politischen Gegnern verschaffte er im Verlag Beschäftigung, darunter dem Protestant und ehemaligen Redakteur der Dernières Nouvelles du Haut-Rhin, A. Bernard, jetzt arbeitslos und politisch verfemt(46).

    Der "Nanziger" Märtyrer setzte sich in Bittgängen beim Gauleiter Robert Wagner und anderen Verantwortlichen im Elsass, in Berlin, in Paris und anderswo für zahreiche Verfolgte ein – oft mit Erfolg. Unter denen, welchen er zu helfen suchte, waren auch ehemalige politische Gegner bis hin zu Sozialisten und Kommunisten. Von diesen Hilfeleistungen sprachen zahlreiche Zeugen 1947 im Prozess gegen Rossé(47).
    Es gelang Rossé sogar, eine Fortführung von Massendeportationen im Südelsass zu verhindern, die im Februar 1943 begonnen hatten. Es war eine große Fluchtbewegung von Kriegsdienstpflichtigen in die Schweiz im Gang und die Nazis hatten begonnen, zur Abschreckung und Strafe ihre Familien ins Reich zu deportieren. Diese beginnenden Abschiebungen waren geheim; Rossé gewann aber aus katholischen, parlamentarischen und geschäftlichen Kontakten die notwendigen Informationen. Durch die Ausnützung von Widersprüchen zwischen der Gauleitung und den Sicherheitsdiensten konnte er eine Einstellung der Deportationen erreichen.(48)

Kontakte Rossés mit dem deutschen Widerstand

    Joseph Rossé verlegte und druckte nicht nur Werke von Personen des Widerstandes gegen Hitler, sondern hatte auch persönlichen Kontakt mit seinen Autoren. Alfred Delp, der nach dem 20. Juli 1944 inhaftiert wurde, war mehrere Male in Colmar zu Gesprächen mit Rossé gewesen, wobei neben Verlags- auch politische Fragen besprochen wurden. So auch im Februar 1944, als Joseph Rossé und Rupert Gießler den Jesuitenpater in seiner Münchner Wohnung besuchten.(49) Die Anwesenden besprachen auch Fragen des Widerstands; Rossé wusste über die führende Tätigkeit Carl Friedrich Goerdelers im Widerstand gegen Hitler Bescheid. Neben Alfred Delp war auch Georg Smolka, wie der Pater ein Mitglied des Kreisauer Kreises, anwesend.(50)

    Bei der politischen Weitsicht Joseph Rossés konnte es nicht ausbleiben, dass er sich Gedanken über das Elsass nach dem Krieg machte und sich bereits 1941 mit anderen Elsässern, die das Ende der Naziherrschaft herbeihofften, zusammenschloss. Dieser Colmarer Kreis um Rossé fand auch Kontakt mit den Verschwörern um Carl Friedrich Goerdeler und Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Jean Keppi, der Vertreter des Colmarer Kreises, handelte mit ihnen Bedingungen aus, wie das Elsass bei einem erfolgreichen Staatsstreich gegen Hitler zu behandeln sei. Rossé und seine Mitverschworenen wollten, wie wohl die meisten Elsässer, bei Frankreich bleiben; im Falle eines Machtvakuums wollten sie bis zur Rückkehr zu Frankreich die elässischen Generalräte an die Macht bringen, die 1939 frei gewählt worden waren. Im März/April 1944 hatte Rossé selbst bei einer Reise in Deutschland ein diesbezügliches Gespräch mit Graf von Stauffenberg(51), der wenige Monate später, am 20. Juli 1944, das Attentat auf Hitler verübte. Diese Verhandlungen waren nicht unnötig: Von vorneherein einen Verzicht auf das Elsass auszusprechen fiel den deutschen Widerständlern durchaus nicht leicht.
    Rossés Gesprächspartner Alfred Delp und Graf von Stauffenberg mussten ihren Widerstand gegen Hitler mit dem Leben bezahlen - von Stauffenberg wurde noch am Abend nach dem Attentat exekutiert, Pater Delp wurde wegen "Hochverrats" verurteilt und am 2. Februar 1945 in der Haftanstalt Berlin-Plötzensee erhängt.

    Am 2. Dezember 1944 bekam auch Rossé Besuch von der Gestapo – er sollte abgeholt werden, konnte aber unter dem Vorwand, den Koffer zu holen, durch den Garten entkommen. Er blieb bis zur Befreiung Colmars durch die Alliierten in einem Versteck in der Stadt. Am 7. Februar 1945 meldete der einstige Häftling sich guten Gewissens bei den französischen Behörden.(52)

 Waltz und Rossé zurück im französischen Mutterland

  Jean-Jacques Waltz kehrte erst 1946 wieder aus der Schweiz ins Elsass zurück – dies aber im Triumph. Er wurde Ehrenbürger von Colmar, zum korrespondierenden Mitglied der Académie des Beaux-Arts gewählt und zum Kommandeur der Ehrenlegion ernannt. Am 10. Juni 1951 starb Hansi - auf seinem letzten Weg wurde er von Colmarer Bevölkerung, dem Minster der Veteranen und verschiedenen Delegationen begleitet.

    Als Joseph Rossé sich am 7. Februar 1945 bei den französischen Behörden in Colmar meldete, wurde er umgehend festgenommen und sollte die Freiheit Zeit seines Lebens nie wiedersehen.
    Der ehemalige, drei Mal mit satten Mehrheiten gewählte Abgeordnete der Nationalversammlung wurde wegen „Einvernehmens mit dem Feind und Kollaboration“ angeklagt und am 12. Juni 1947 zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt; sein Eigentum verfiel dem Staat; es war schon nach seiner Festnahme ohne Urteil (!) beschlagnahmt worden. Gabriel Andres schreibt(53), Joseph Rossé habe ein zweites Mal alle Verfolgungen einer parteilichen Justiz erleiden müssen, die unter dem Druck von Regierungen entschlossen gewesen sei, mit dem elsässischen Partikularismus Schluss zu machen.

    Rossé ließ sich nicht abhalten, auch aus den Gefängnis für sein Recht zu fechten; dies und der Kontakt mit seinen politischen Freunden wurde ihm erheblich erschwert, indem man ihn in die Haftanstalt in Eysses im Südwesten Frankreichs verlegte. Verschiedene Gnadengesuche, so alleine drei von Reinhold Schneider an den französischen Außenminster Schuman, fanden in Paris kein Gehör, auch nicht, als der Gesundheitszustand Rossés sich dramatisch verschlechtert hatte. Der Abgeordnete der französischen Nationalversammlung und unermüdliche Streiter für das Elsass und den christlichen Glauben verstarb am 24. Oktober 1951 im Gefängnis.

    Für die Gesamtbilanz des Wirkens von Joseph Rossé unter dem Nationalsozialismus haben wir international geachtete Zeugen, darunter Clemens August Graf von Galen, dem Bischof von Münster, der ein entschiedener Hitlergegner war und den nur ein Einspruch von Goebbels rettete – der Propagandaminister hielt die Schaffung bekannter katholischer Märtyrer während des Krieges für kontraproduktiv. Von Galen schrieb: 

„Auf jeden Fall kann ich aus meiner eigenen Erfahrung bezeugen, daß die Bücher des Alsatia-Verlags bis in die letzten Kriegsjahre hinein unseren Widerstand gegen das Neuheidentum der Nazis wirksam unterstützt haben. Es entspricht also den Tatsachen, daß Herr Joseph Rossé in hervorragendem Maße zu den Kämpfern gegen das Nazitum gehört.“(54)

    Der Dichter Reinhold Schneider schrieb 1945 angesichts der Gefangenschaft von Rossé:

  „In den Jahren 1941 bis 1944 durfte ich mit Herrn Joseph Rossé, dem Generaldirektor des Alsatia-Verlages, arbeiten. Herr Rossé hat in diesen Jahren als Verleger mit außerordentlichem Mute einen Einsatz im Sinne des katholischen Glaubens geleistet, dessen Bedeutung nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. (...) Er war überzeugt, hier im Kampfe gegen die nationalsozialistische Weltanschauung einer überpersönlichen, die Völker verbindenden Sache und der Kirche zu dienen.
    Wenn ich heute mit großer Bewegung aus fremdländischen Sendern wie etwa London und dem Vatikan erfahre, daß meine Stimme mit einer einzigen andern als einzige Stimme des Rufers in der Wüste und Stimme der Wahrheit eingeschätzt wird, so danke ich das zu einem großen Teile der Tapferkeit und der Opferbereitschaft des Herrn Rossé. Ich habe ihn immer mehr verehren gelernt als einen Mann, der unendlich viel Gutes gewirkt hat, ohne davon zu sprechen."(55)

Hansi und Rossé heute

    Jean-Jacques Waltz alias Hansi hat heute den Status eines inoffiziellen Botschafters des Elsass. Unzählige Kaffeetassen, Postkarten, Souvenirs tragen seine Bilder. In den Buchhandlungen sind etliche seiner Werke in Prunkausgaben verfügbar, Werke, in denen alles Französische erhöht und alles Deutsche mit ätzender Kritik überzogen wird. Die Vorstellung, dass Kindern heute noch daraus vorgelesen werden kann, ist bestürzend.
    Land un Sproch wies darauf hin(56), dass unter den 2001 im Verkauf erhältlichen Hansi-Postkarten auch eine ist, die eine Siegesfeier mit französischen Soldaten, elsässischen Mädchen, Ordensschwestern usw. und die Häuseraufschrift "A bas les boches"  (Nieder mit den Boches) zeigt.

    Mehrere Straßen, Plätze und Schulen im Elsass sind nach Jean-Jacques Waltz benannt. 1992 wurde in Reichenweiler (Riquewihr) ein Hansi-Museum eröffnet, 2003 in Colmar ein Hansi-Denkmal aufgestellt (Abbildung am Artikelanfang). 

     Die Verfälschung des Elsass durch Hansi, die Leugnung seiner historischen Besonderheit, findet jedenfalls keine mächtigen, von Mehrheiten gestütze Gegner mehr, wie es sie mit Joseph Rossé und anderen in den 20er, 30er Jahren gegeben hatte. Alles, was mit Deutsch zu tun hat, hat sich mit dem Nationalsozialismus einen furchtbaren Ruf erworben, dies und die Besetzung des Elsass durch das nationalsozialistische Deutschland hat es der französischen Seite leicht gemacht, den deutschen Dialekt der Elsässer und den Gebrauch der deutschen Schriftsprache fast völlig zurückzudrängen und die Jugend weitgehend einsprachig zu machen. Hansis Ziel ist fast erreicht. Eine kleine, aber vielleicht nicht allzukleine Rolle spielten dabei seine anti-deutschen und letztlich auch anti-elsässischen Werke.

    Im Buch- und Zeitschriftenhandel erschienen verschiedene Hansi-Hagiographien, so die von Robert Perreau(57), Georges Bischoff(58) und Benoît Bruant(59). Sie sind zwar mit kritischen Bemerkungen zur Gemanophobie Hansis gewürzt, behandeln seine Deutschfeindlichkeit aber als Kavaliersdelikt. Diesen Vorwurf kann man dem Buch "le grand livre de l'oncle HANSI" nicht machen, das 1982 bei Herrscher in Paris erschien - es stellt Hansis Werk vielseitig dar, ohne seine unter die Gürtellinie gehende Satire damit zu rechtfertigen, dass sie in ihrer Zeit ihre Berechtigung gehabt habe.   

Abbildung: Theaterstück "D'r Hansi" in Colmar 2009, Photo: H. NothTheaterstück "D'r Hansi" 2009 im Théâtre Alsacien de Colmar

    2008 erschien erstmals auch in Deutschland in Kooperation mit einem Straßburger Verlag ein bebildertes Hansi-Kinderbuch – „Mein Dorf – Das Elsass, wie es einstmals war“, eine Übersetzung von "Mon Village". Offenbar gibt es dafür einen Markt. Benoît Bruant weist im Vorwort darauf hin, dass „Mon Village“ nach 1918 zu „einem Propagandainstrument der Alliierten“ wurde und „seinen Siegeszug um die Welt“ antrat. „Seine Verbreitung und sein Erfolg haben bis heute nicht nachgelassen.“ Dieses „Werk eines Aktivisten“ habe, so Bruant, „den politischen Einspruch der Elsässer gegen die Herrschaft der Deutschen zum Thema, die 1871 diese Grenzregion annektierten (...). Der oft kompromisslose Text bringt die Sichtweise der engagierten Elsässer zum Ausdruck, die Deutschland gegenüber mehr Autonomie einforderten.“
    Dass "engagierte Elsässer" mehr Autonomie gegenüber Deutschland einforderten, trifft zu. War bei ihnen aber damit eine "Sichtweise" verbunden, die - wie bei Waltz - eine Herabsetzung der Deutschen als Menschen mit einschloss? Bruant bleibt den Beweis schuldig. Heutige engagierte Elsässer teilen die Sicht Hansis in seinen Kinderbüchern jedenfalls häufig nicht. Tomi Ungerer etwa schrieb (Übersetzung): „Ich wurde in der antigermanischen Welt von Hansi erzogen und ich habe gemerkt, dass er ein Dreckskerl ist, der die Kinder Hass lehrte."(60) Auch D'Heimet, Land un Sproch sowie Rot un Wiss, Zeitschriften engagierter Elsässer, sehen es ähnlich wie Tomi Ungerer.

    Die jüngste Aufmerksamkeit, die man Hansi entgegenbrachte, war die Inszenierung seines Lebens im Elsässer Theater Colmar (Théâtre Alsacien deStein auf Joseph Rossés Grab, Friedhof im Ladhof, Colmar Colmar). Am 28. Februar 2009 hatte das Stück „D’r Hansi“ Premiere. Die Zwischenkriegszeit, in der Hansi sich sehr von seinen Landsleuten isolierte und auch das Dialekttheater bekämpfte, kommt in dem Stück sehr kurz, die Misere, die die französische Herrschaft der elsässischen Kultur bescherte, kann man ahnen, sie wird aber nicht dargestellt. Erst bei der Behandlung der Nazizeit wagten die Theaterleute wieder die offene Aussage, dass eine der Sprachen entschieden bekämpft wurde – die französische. Doch kann man dem Stück und seinem Autor nicht vorwerfen, sie zeigten die Germanophobie Hansis nicht auf. Sie tun es bei der Darstellung der Zeit vor 1914 in ergötzlicher Weise. Dass sich das Elsässer Theater Colmar unter René Vogel diesem Thema in elsässischem Dialekt annahm, verdient, bei aller Kritik im Detail, Anerkennung. Es zeigt, dass das Elsass, das Hansi anstrebte, noch nicht ganz Wirklichkeit geworden ist.

    Wie aber wird das Andenken von Joseph Rossé gepflegt, des unermüdlichen Kämpfers für das Elsass und den christlichen Glauben, der dafür 1927/28, 1939/40 und 1945 – 1951 sieben Jahre seines Lebens im Gefängnis verbrachte?

    1980 wurde in der Zeitschrift Saisons d’Alsace eine Arbeit des Amerikaners Philip Bankwitz über Joseph Rossé und andere angebliche und wirkliche „Autonomisten“(61) veröffentlicht - der Autor unterscheidet da nicht. Bankwitz hatte Zugang zu noch verschlossenen Archiven und stützte sich ausschließlich auf dort befindliche Materialien der Staatsanwaltschaft. Der gegen den nationalsozialistischen Geist und Einfluss gerichteten Arbeit Rossés im Alsatia-Verlag wird auf den mehreren Dutzend Seiten nur ein Absatz von einer Drittel Seite gewidmet, seine ebenfalls höchst riskante Organisation des Colmarer Kreises wird gar nicht diskutiert. Seine Begegung und Verhandlung mit von Stauffenberg ist dagegen erwähnt.

    Im Jahre 2003 forderte der elsässische autonomistische Schriftsteller Gabriel Andres die Rehabilitation von Joseph Rossé, die gleichzeitig auch „eine Rehabilitation des Elsass wäre“. Sein Buch trägt den Titel: „Joseph Rossé – itineraire d’un Alsacien ou le droit à la difference“ (Joseph Rossé - Lebensweg eines Elsässers oder das Recht auf das Anders-Sein) und konnte nur in kleiner Auflage erscheinen, es ist längst vergriffen. Es gab den Anstoß zum vorliegenden Artikel.

    Nichts in Frankreich und im Elsass erinnert heute an Joseph Rossé. Wenn einmal unter Tausenden von Besuchern des riesigen Colmarer Friedhofs im Ladhof sich einer an das bescheidene Grab Rossés verirrt, kann er auf dem Stein lesen: „Mort en détention à Eysses (Lot et Garonne)“ – gestorben in Haft in Eysses (Lot et Garonne). Fragt sich der Besucher, warum, wird er es schwerlich erfahren.

 

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Leserbrief 

betr.: Hansis Preußenbild, die "Unterdrückung der französischen Sprache", die sogenannten Nanziger, das "Vichy-Regime"

Dr. Rudolf Benl, Erfurt, schrieb am 3. März 2013: 

Jean-Jacques Waltz war in einem solchen Grade verlogen, daß man seinen Erzählungen über seine „Erlebnisse" mit den „Preußen" nicht den mindesten Glauben schenken darf. Schon mit der Übernahme des Begriffs „Preußen" geht man ihm und seinesgleichen auf den Leim.  Fortsetzung hier!

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Anmerkungen:

(1) Biografische Angaben zu Jean-Jacques Waltz, soweit nicht anders belegt, aus:
-  Pierre-Marie Tyl: De J.-J. Waltz à Hansi, in: Le grand livre de l'oncle HANSI. Herausgegeben von Georges Herscher. Paris 1982, S. 7ff

(2) Das Elsass von 1870 – 1932. I. Band. Herausgegeben im Autrag der Freunde des Abbé Dr. Haegy von J. Rossé, M. Stürmel, A. Bleicher, F. Deiber, J. Keppi. Colmar, S. 145. Die einzelnen Beiträge in diesem vierbändigen Werk sind nicht namentlich gekennzeichnet.
(3) ebenda, S. 70
(4) ebenda, S. 74
(5) Henri Scherb: „L’ongle ANZI“ incarné! L’“oncle“ Hansi (ré)incarné?. in: D’Heimet zwische Rhin un Vogese, Nr. 141, Jan. 2002, S. 3
(6) Tomi Ungerer schreibt sprachsatirisch: "Nous avons linguisticulement et racialement trop en cummenu avec les tribus allemaniques qui bordurent le Rhin, et puis quand on se regarde dans le mirroir on bréfère voir quelqu'un d'autre." In:  Le grand livre de l'oncle HANSI. Herausgegeben von Georges Herscher. Paris 1982, S. 20
(7) Land un Sproch – Les Cahiers du Bilinguisme, Nr. 141-2001/2002, S. 17
(8) Das Elsass von 1870 – 1932. I. Band, S. 519ff
(9) Das Elsass von 1870 – 1932. IV. Band, S. 87
(10) Das Elsass von 1870 – 1932. I. Band, S. 519ff
(11) Aus dem Nachwort 1920, zit. nach der deutschen Übersetzung: Hansi: Mein Dorf – Das Elsass, wie es einstmals war. Stuttgart 2008
(12) Rot un Wiss, Nr. 275-Juli/August 2001. S. 1; S. 10
(13) zit. bei: Benoît Bruant: Hansi. l’artiste tendre et rebelle. Strasbourg 2008, S. 215
(14) Bernard Wittmann: Une Histoire de l’Alsace, Autrement, tome II, Strasbourg 2000, S. 20
(15) Bruno Metz: L'Incroyable Imposture Hansi, in: Rot un Wiss, Nr. 275-Juli/August 2001. S.8
(16) Das Elsass von 1870 – 1932. III. Band, S. 149ff
(17) Das Elsass von 1870 – 1932. III. Band, S. 82, 87, 144; IV. Band, S. 546ff
(18) Die Presse im Elsass war in der Zwischenkriegszeit überwiegend deutschsprachig.
(19) Die Behauptung, ein deutscher Lehrer sei zurückgekehrt und herrsche nun wieder, scheint 2008 selbst dem Übersetzer von „Mon Village“ ins Deutsche oder dem Herausgeber zu heftig erschienen sein. Die zitierte Passage ist von mir aus der französischen Ausgabe von 1920 übersetzt; in der deutschen Ausgabe (Hansi: Mein Dorf – Das Elsass, wie es einstmals war. Stuttgart 2008) fehlt sie.
(20) Benoît Bruant: a.a.O. S. 235; Bruno Metz: a.a.O. S. 8
(21) Bruno Metz: a.a.O. S. 8
(22) zit. bei Benoît Bruant: a.a.O. S. 228
(23) Robert Perreau: Avec Hansi à travers l'Alsace. Colmar 1973, S. 48f
(24) Benoît Bruant: a.a.O. S. 233f
(25) Benoît Bruant: a.a.O. S. 237f
(26) zit. bei Benoît Bruant: a.a.O. S. 323
(27) Biografische Angaben zu Joseph Rossé, soweit nicht anders belegt, aus: 
- Gabriel Andres: Joseph Rossé – itineraire d’un Alsacien ou le droit à la difference, Colmar 2003
- Philip Bankwitz: Les chefs autonomistes alsaciens 1919/1947, traduit de l'Americain par C. Anstett in: Saisons d'Alsace, No 71 – 1980
- Nouveau dictionnaire de biographie alsacienne, Strasbourg 1998, S. 3292ff

(28) Das Elsass von 1870 – 1932. III. Band, S. 105, 149
(29) Nach Angaben von Bankwitz, S. 46 und dem Nouveau dictionnaire de biographie alsacienne, S. 3293, nur an die russische Front, nach Angabe von Gabriel Andres, S. 30, an die russische Front und danach an die französische. 
(30) Das Elsass von 1870 – 1932. III. Band, 134ff
(31) siehe http://www.geographie.uni-marburg.de/deuframat/images/3/3_1/schneider/abb10_gr.jpg
(32) Zum Komplott-Prozess siehe: Das Elsass von 1870 – 1932. I. Band, S. 730ff
(33) Die internationalen Prosteste sind dokumentiert in: Der Komplott-Prozess von Colmar vom 1. - 24- Mai 1928. Gesammelte Verhandlungsberichte. Zweite und vermehrte Auflage. Colmar 1928, S. 239ff
(34) Gabriel Andres: Joseph Rossé – itineraire d’un Alsacien ou le droit à la difference, Colmar 2003, S. 64
(35) Gerhard Schneider, http://www.geographie.uni-marburg.de/parser/parser.php?file=/deuframat/deutsch/3/3_1/schneider/kap_13.htm
(36) Lothar Kettenacker: Nationalsozialistische Volkstumspolitik im Elsaß. Stuttgart 1973, S. 116
(37) Gabriel Andres, a.a.O., S. 41
(38) Tatsache aufgeführt bei: Philip Bankwitz: Les chefs autonomistes alsaciens 1919/1947, traduit de l'Americain par C. Anstett in: Saisons d'Alsace, No 71 – 1980, S. 83)
(39) Schneider erwähnt es und deutete es so in: Reinhold Schneider: Verhüllter Tag, Köln & Olten 1954, S. 166
(40) zit. bei Gabriel Andres, a.a.O., S. 50
(41) Jean-Jacques Ritter und Lucien Sittler: Ein Elsässer Verleger im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Joseph Rossé und der Alsatia-Verlag. in: Buchhandelsgeschichte 1982/2, S. B 62
(42) Franz Anselm Schmitt in: Reinhold Schneider. Leben und Werk in Dokumenten. Herausgegeben von Franz Anselm Schmitt. Olten und Freiburg i.B. 1969, S. 130
(43) Reinhold Schneider: Verhüllter Tag. Köln 1954, S. 165
(44) Jean-Jacques Ritter und Lucien Sittler, a.a.O., S. B 62
(45) Jean-Jacques Ritter und Lucien Sittler, a.a.O., S. B 61
(46) Gabriel Andres, a.a.O., S. 110
(47) Gabriel Andres, a.a.O., S. 92 – 124
(48) Gabriel Andres, a.a.O., S. 61ff
(49) Zeuge in dunkler Zeit. Joseph Rossé und der katholische Alsatia-Verlag 1940 - 1944. Von Rupert Gießler und Joseph Zemb. in: Christ in der Gegenwart, Nr. 43/1979 (28. 10. 1979)
(50) Georg Smolka: Wofür starb Joseph Rossé? in: Dokumente. Zeitschrift im Dienst übernationaler Zusammenarbeit. Siebter Jahrgang 1951, München, S. 537ff
(51) Marcel Stürmel: Das Elsass und die deutsche Widerstandbewegung in der Sicht eines ehemaligen Abgeordneten der Elsässischen Volkspartei, in: Oberrheinische Studien, Band V, Karlsruhe 1980, S. 108
(52) Joseph Rossé: Journal meines Exils, in Fortsetzungen abgedruckt in Rot un Wiss, Dez. 1993 (Nr. 195) bis März 1996 (Nr. 220)
(53) Gabriel Andres, a.a.O., S. 68
(54) zit. bei Jean-Jacques Ritter und Lucien Sittler, a.a.O., S. B 65
(55) zit bei Franz Anselm Schmitt, a.a.O., S. 174
(56) Land un Sproch - Les cahiers du Bilinguisme, Nr. 141 - 2001-2002, S. 16
(57) Robert Perreau: Avec Hansi à travers l'Alsace. Colmar 1973
(58) Les Saisons d’Alsace, printemps 1999, S. 22 - 41
(59) Benoît Bruant: Hansi. l’artiste tendre et rebelle. Strasbourg 2008
(60) Tomi Ungerer in: Guide du Routard 2001-2002, S. 35
(61) Philip Bankwitz: Les chefs autonomistes alsaciens 1919/1947, traduit de l'Americain par C. Anstett in: Saisons d'Alsace, No 71 – 1980