aus: Hochland. Monatsschrift für alle Gebiete
des Wissens / der Literatur & Kunst. 10. Jahrgang Oktober 1912 - März 1913.
Band 1, S. 110
[Wiltfeber]
Von
Johannes Eckardt
Wie peinlich muß neben diesem
geklärten Denker und Dichter ein Phraseur wirken, der auch in
Weltanschauungsfragen sprechen möchte, Hermann Burte! Das Pseudonym kann dem
'Ewigen Deutschen' nicht einmal pikanten Reiz geben; man interessiert sich nicht
für den Autor, dem das sexuelle 'Erlebnis' des Weibes das Um und Auf
menschlicher Seligkeit zu sein scheint; das Buch könnte die Masse mit seinen
abgegriffenen Durchschnittsweisheiten erobern, wenn es nicht so unsagbar
unbeholfen und langweilig geschrieben wäre. Wenn Burte den Rembrandt-Deutschen
in kurzer Wiedergeburt - der Titel des Werkes, das Pseudonym deuten darauf hin -
erstehen lassen wollte, so scheint mir das ein Frevel an Julius Langbehn, dessen
Vermächtnis mit Hermann Burtes 'Wiltfeber' nicht einmal genannt werden dürfte.
Es ist möglich, daß Hermann Burte noch Kunstwerke schenkt; vielleicht ist er
auch ein fesselnder Denker; aber im 'Wiltfeber' ist seine neue Weisheit alt und
die alte Erkenntnis nicht einmal neu formuliert; da lese ich doch lieber die
belehrenden 'Kunstwart'-Artikelchen selbst und verzichte auf das Drumherum einer
belanglosen Liebesgeschichte, deren heimatliche Färbung Frisur, aber nicht
innere Notwendigkeit wie z. B. bei Hans Schrott-Fiechtl ist.
[Ausschnitt
aus einer mehrere Dichter betreffenden Besprechung; der Teil über Burte
ist vollständig wiedergegeben.]
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