Gesellschaft für bedrohte Völker:

Presseerklärung, 5. Juli 1979, anläßlich der Reise von Bundesaußenminister Genscher in den Irak

Warnung vor dem terroristischen Charakter des Bagdader Minderheitenregimes

Ausweisung irakischer Diplomaten aus der Bundesrepublik gefordert

Irakische Botschaft in Bonn ein Sicherheitsrisiko

 

Bundesaußenminister GENSCHER kehrt am FREITAG, 6. JULI, von einem offiziellen Besuch aus dem Irak zurück.

Die Bundesrepublik und Frankreich sind unter den vier größten Handelspartner des Irak. Deutsch-Französische Waffen-Gemeinschaftsproduktionen verdrängen über den französischen Export in einigen wichtigen Bereichen bereits sowjetische Waffen auf dem irakischen Markt. - Beide Länder meinen, die im Irak regierende Ba‘athpartei angesichts der Energiekrise - und nach dem zeitweiligen Ausfall Irans als beliebig verfügbaren Lieferanten - hofieren zu müssen.

Der Bundesaußenminister - die wirtschaftlichen Interessen, die seinen Bagdad-Besuch motivieren - überspielend, erklärte, Voraussetzung für umfassende Friedensbemühungen im Mittleren Osten sei die “Einheit des arabischen Lagers‘. Und dies ausgerechnet angesichts eines Regimes, das nichts weiter repräsentiert als sich selbst und die Interessen einer winzigen Minderheit im eigenen Lande. Die Entwicklung im Iran im Jahr 1978/79 sollte Warnung genug sein, jetzt gegenüber der irakischen Militärjunta, deren einzige Legitimation ein gelungener Staatsstreich ist, Zurückhaltung zu üben. Das Bagdader Regime ist durch Terror an die Macht gekommen, und hat sich nur durch rücksichtslosen Terror an der Macht gehalten. Wer sich mit ihm einläßt, verspielt seine moralische und politische Glaubwürdigkeit. Dr Genscher 1971 z Bagdad ... Er un dr amerikanisch Nah-Oscht-Emmisär Rumsfeld hän sich nicht warne loo ...

Eine zynische, rein wirtschaftlich orientierte deutsche, deutsch-französische oder europäische Politik im Irak, die sich an den Interessen einer verschwindenden Elite aus einer Minderheit von höchstens 10% sunnitischen Arabern im Lande orientiert, vernachlässigt langfristig zur Geltung kommende Interessen der Mehrheit der irakischen Bevölkerung.

In einer Erklärung vom Juni wies die GESELLSCHAFT FÜR BEDROHTE VÖLKER darauf hin, daß seit 1975 mindestens 750 Kurden, darunter auch Frauen und Kinder, im Irak hingerichtet worden sind. Hinzu kommen ungezählte hingerichtete oder gemeuchelte demokratische Politiker, Schiiten, Kommunisten, Freimaurer, Bahai, Assyrer. Seit Januar dieses Jahres sind allein schon 50 Kurden hingerichtet worden. - Die diskriminierte Minderheit der assyrischen Christen sieht keinen Ausweg vor dem Terror als die Flucht. Die kurdische Bevölkerung lehnt das Regime nahezu einmütig ab. Im schiitischen Süden des Landes kam es im letzten Monat zu Unruhen, bei denen Dutzende von Menschen von der Armee niedergeschossen wurden (auch ein hoher Ba‘athfunktionär fand den Tod.). Das Regime regiert und reagiert mit Terror, mit Zwangsaussiedlungen von hunderttausenden von Kurden, Assyrern, Yeziden und nun auch Schiiten. Zehntausende von Kurden vegetieren seit 1975 in Konzentrationslagern im Süden des Landes.

Dieser permanente Terror gegen religiöse und ethnische Minderheiten/Mehrheiten und gegen politische Gegner im Lande, wird ergänzt durch ein System regierungsoffiziöser Mordanschläge auf Einzelpersonen im Ausland (die wir im Anhang teilweise dokumentieren), eine Praxis, die sich über jegliche völkerrechtlichen Gepflogenheiten der internationalen Völkergemeinschaft und die diplomatischen Spielregeln hinwegsetzt, - und mit der in den letzten Jahren unter anderem die Regierungen der USA, KANADAS, FRANKREICHS, GROSSBRITANNIENS, der SCHWEIZ, ÖSTERREICHS, SCHWEDENS, RUMANIENS, AFGHANISTANS, PAKISTANS, des LIBANONS und des SÜD-YEMENS Bekanntschaft machen mußten.

Informierten Kreisen zufolge könnten ähnliche regierungsoffiziöse Terrorakte künftig auch die Sicherheit der Bundesrepublik und der hier lebenden Kurden und Iraker berühren, zumal in der Vergangenheit belastete Diplomaten heute in der Bonner Botschaft der Republik Irak tätig sind.

 Die GESELLSCHAFT FÜR BEDROHTE VÖLKER fordert daher von der Bundesregierung die Überprüfung der irakischen Diplomatenliste und die Ausweisung der mindestens sechs irakischen “Diplomaten“ (vor allem im Umkreis des sogenannten “Sicherheitsbeauftragten“ der Botschaft), die in Spionage, Erpressung, Korruption und Vorbereitung von Gewaltanwendung und politischem Mord verwickelt waren und sind.

 (Es folgen Anmerkungen und Belege für Terrorakte von Diplomaten, Noth)

Zruck zu Zur Solidarität mit den Opfern Saddam Husseins

Zruck zu Dokumente zum und gegen den Irakkrieg

Im Noth Harald si BRIÄF ÜS ALEMANNIÄ - www.noth.net