Leseregeln

Die alemannische Schreibung ist nicht genormt; es gibt verschiedene Möglichkeiten, zu schreiben. In dieser Kurzgrammatik (die für den Schulgebrauch konzipiert wurde), ist weitgehend das hochdeutsche Schriftbild nachgeahmt. Dialektwörter sind im Folgenden schräg fettgedruckt. Die Konsonanten (Mitlaute) sind im In- und Auslaut meist wie im Hochdeutschen geschrieben, im Anlaut sind p, t und k als b, d, g geschrieben, wo der Dialekt es nahelegt. Bei den Vokalen (Selbstlauten) ist meistens auf die Kennzeichnung der Länge verzichtet, weil sie im Breisgau nicht überall gleich ist. Siehe auch Schreibempfehlungen für das Alemannische im Breisgau

>>  lies p, t und k im In- und Auslaut als b, d und g, also:

diräkt = dirägd, Bappedeckel = Babbedeggel (Pappe), Grettli = Greddli (kleine Kröte; auch: süßes Kleinkind)

>> lies st und sp immer als schd und schb, also:

Späck = Schbägg, Gspängscht = Gschbängschd (Gespenst) usw.

>> lies die Vokale, wie du sie von zu Hause kennst, also

gedehnt: Dag = Daag (Tag), Bäse = Bääse (Besen), Bfohl = Bfool (Pfahl) usw.

gedehnt oder kurz, je nach Ortschaft: licht (leicht) = lichd oder liichd, Buch (Bauch) = Buch oder Buuch usw.

Wer die Mundart seiner Ortschaft nicht im Ohr hat, soll Längen/Kürzen lesen, wie es vom Hochdeutschen her zu erwarten wäre. Überall kurz sind: Litt (Leute), Zitt (Zeit), hitt (heute); ebenfalls kurz: schaffe (arbeiten), Ramme (Rahmen), nämme (nehmen), zelle (zählen)

>> Alleinstehendes e und End-e sind immer als Reduktionsvokal (= unrein, äbgschwächt) zu lesen:

e roode Boode (ein roter Boden), e bleede Aff (ein blöder Affe)

>> Die persönlichen Fürwörter, werden, wenn man sie nicht besonders betonen will, wie eine Silbe ans vorhergehende Wort angehängt. Die Hauptbetonung liegt dann auf der ersten Silbe des vorhergehenden Wortes (blau):

uf-e (auf ihn), hinter-em (hinter ihm), vun-ere (von ihr), lupf-e (hebe ihn), no gang-i (dann gehe ich), zeig-ene (zeig ihnen), zeige-ne-s (zeigt ihnen es), stelle-ne-nem ani (stellt ihn ihm hin)

 

 

Vom Zeitwort (Verb)

Dies sind die häufigsten unregelmäßigen Verben:

sii: i bi(n), du bisch, är isch, mir sin, ihr sin, si sin; i bi(n) gsii sein: ich bin, du bist, er ist, wir sind, ihr seid, sie sind; ich bin gewesen/ich war
haa: i ha(n), du hesch, är het, mir hän, ihr hän, si hän; i ha(n) ghaa haben: ich habe, du hast usw.; ich habe gehabt/ich hatte
goh: i gang, du gohsch, är goht, mir gehn, ihr gehn, si gehn; i bi(n) gange gehen usw.; ich bin gegangen/ich ging
stoh: i stand, du stohsch, är stoht, mir stehn, ihr stehn, si stehn; i bi(n) gstande stehen usw.; ich bin gestanden/ich stand
loo: i loss, dü losch, är losst, mir leen, ihr leen, si leen; i ha(n) gloo lassen usw.; ich habe gelassen/ich ließ
gää: i gib, du gisch, är git, mir gän, ihr gän, si gän; i ha(n) gää geben usw.; ich habe gegeben/ich gab
due: i due, du duesch, är duet, mir diän, ihr diän, si diän; i ha(n) due tun usw.; ich habe getan/ich tat
miäße: i mueß, du muesch, är mueß, mir miän, ihr miän, si miän; i ha(n) miäße müssen usw.; ich habe gemusst/ich musste
welle: i will, du widd, är will, mir wän, ihr wän, si wän; i ha(n) welle wollen usw.; ich habe gewollt/ich wollte
sage: i sag, du saisch, är sait, mir sage, ihr sage, si sage; i ha(n) gsait sagen usw.; ich habe gesagt/ich sagte
drage: i drag, du draisch, är drait, mir drage, ihr drage, si drage; i ha(n) drait tragen usw.; ich habe getragen/ich trug
schlage: i schlag, du schleesch, är schleet, mir schleen, ihr schleen, si schleen; i ha(n) gschlage schlagen usw.; ich habe geschlagen/ich schlug

Die Endungen der Verben sind in den drei Personen der Mehrzahl (Plural) immer gleich:

mir mache, ihr mache, si mache (wir machen, ihr macht, sie machen)

Besondere Befehlsformen: gang! (geh!), stand! (steh!), bi(s) doch still! (sei doch still!), sin vrnimpftig (seid vernünftig!), leen mi in Ruehj (lasst mich in Ruhe)

Die Vergangenheitsform (Präteritum) wird von guten Dialektsprechern nicht gebraucht, man sagt statt:

ich hatte - i ha(n) ghaa; du warst - du bisch gsii; er ging - är isch gange; sie hat gelassen - si het gloo; es hat gegeben - s het gää; wir taten - mir hän due; ihr wolltet - ihr hän welle; ihr wolltet gehen - ihr hän welle goh; sie sagten - si hän gsait; ich trug - i ha(n) drait, du gabst - du hesch gää, er schlug - är het gschlage; wir mussten - mir hän miäße usw.

Merke: >>  Des "war" isch schlächti War, "isch gsii" wär besser gsii!

Konjunktiv I: är heb (er habe), är däi (er tue), är däi kumme (er komme); är heb d Masere un däi s Medikamänt nit vrdrage (er habe die Masern und vertrage das Medikament nicht)

Konjunktiv II: si wott (sie wollte = sie würde gerne), si sott (sie sollte), si hätt sotte (= si hätt solle) (sie hätte sollen); s dät (es täte), si dät luege (sie würde schauen), i dät-em riäfe (ich würde ihm rufen)

Nebenformen: i ha = i han = i hab; i bi = i bin; är däi = är diäg; bi! (sei!) = bis! = säi!

 

 

Aneinanderreihen von Verben

Bei der Aneinanderreihung von Verben ist eine Stellung wie im Hochdeutschen möglich. Aber die Stellung kann und darf auch "verdreht" sein. Das gilt für

> Hauptsätze in der Vergangenheit

Hesch welle goh? Hast du gehen wollen?
Hesch-ere derfe hälfe?   Hast du ihr helfen dürfen?
 Är het miäße bläche Er hat zahlen müssen.
Mir hän welle herbschte.   Wir haben herbsten wollen
Si hätte-n-em sotte ebis mitbringe.  

Si hätte-n-em ebis sotte mitbringe.

Sie hätten ihm etwas mitbringen sollen.

> Nebensätze in allen Zeiten

Wänn si derf zuluege, isch si glicklig. Wenn sie zuschauen darf, ist sie glücklich.
I weiß nit, eb-dr-s ka gää. Ich weiß nicht, ob ich dir es geben kann.
Des isch e Buech, wu mer umbedingt sott läse. Das ist ein Buch, welches man unbedingt lesen sollte.
Wu-n-i han welle kumme, het-s afange rägne. Als ich "habe kommen wollen", fing es an zu regnen.

 

 

Ein besonderes Bindewort: go

An Verben des Kommens und Gehens bindet man weitere Verben mit go an:

I gang go kegle mit-ene. Ich gehe mit ihnen kegeln.
Är goht go ässe mit-ere. Er geht mit ihr essen.
Si kumme go d Rächnig zahle. Sie kommen um die Rechnung zu zahlen.
Si fahrt uf Gottene go-ne abhole. Sie fährt nach Gottenheim um ihn abzuholen.
Mer sin uf Saschbe (gfahre) go herbschte. Wir sind nach Sasbach zum Herbsten gefahren.
Si isch uf Grozige go-nem ebis kaufe. Sie ist nach Bad Krozingen (gegangen; gefahren), um ihm etwas zu kaufen.
Wu gohsch ani? Go herbschte. Wohin gehst du? Zum Herbsten (= zur Traubenlese).

Nebenform: go = ge; är goht go kegle = är geht ge kegle

 

 

Vom Hauptwort (Substantiv)

Der erste Fall (Nominativ; Frage "wer?") lautet gleich wie 

der vierte Fall (Akkustativ, Frage "wen?"):

Wär kunnt do? (Wer kommt da?) Dr Mann, d Frau un s Maidli. (Der Mann, die Frau und das Mädchen.)
Wär sihsch do? (Wen siehst du da?) Dr Mann, d Frau un s Maidli. (Den Mann, die Frau und das Mädchen.)

Merke: >>  Im Alemannischen sagt man niemals "den" oder "wen"!

Der dritte Fall (Dativ; Frage "wem?")

(in) wäm hesch gruefe? (Wem hast du gerufen?)

Im Briäfbott (dem Briefboten), im Burgermeischter (dem Bürgermeister), im Seppli (dem kleinen Josef), im Großili (dem Großmütterchen), (in) dr Kechi (der Köchin), in-ere Schweschter (einer Schwester), ime Brueder (einem Bruder), (in) dinere Gotti (deiner Patentante), (in) unsrem Pfar (unserem Pfarrer), in främde Lit (fremden Leuten)

Das in Klammern gesetzte in (in) darf, aber muss nicht stehen.

Der zweite Fall (Genitiv; Frage "wessen?") ist kaum gebräuchlich, man sagt statt

der Besitzer des Hauses dr Bsitzer vum Hus (= dä, wu s Hus ghert)
der Beschluss der Lehrerkonferenz dr Bschluss vu dr Lehrerkumferänz
die Quadratur des Kreises d Quadratur vum Greis
der Nachbar des Fleischers (= "dem Metzger sein Nachbar") im Metzger si Nochber
das Pferd deines Bruders (in) dinem Brueder si Ross (= s Ross vu dinem Brueder)
der Weinberg eueres Onkels (in) eierem Unkel si Räbstick 
Marias Liebster (in) dr Mari ihre Schatz* (= s Maris Schatz)
Viele Hunde sind des Hasen Tod. Vil Hind sin im Has si Dot.

* in manchen Ortschaften: im Mari si Schatz

Merke: >>  Genitivverbindungen mit "der", "des", oder "mines", "dines", "unsres" usw. sind falsch. Richtige Verbindungen:

... vum ... / ... vu dr ... / im ... si ... / (in) dr ... ihre ... /  (in) unsrem ... si ... usw.

 

 

Von den Endungen

Die Wörter, die im Hochdeutschen auf e enden, haben im ähnlich lautenden Breisgauer alemannischen Wort nie ein klares e wie in hochdeutsch "eine lange Strecke", sondern

- Keine Endung: d Stroß (die Straße), d Wesch (die Wäsche), d Hell (die Hölle), d Bäch (die Bäche), d Fiäß (die Füße), dr Has (der Hase), dr Groß (der Große), dr Nägscht (der Nächste), d Ander (die andere), d groß Stäge (die große Treppe), s gleinscht Kälbli (das kleinste Kälbchen), hit (heute)

- i-Endung: Giäti (Güte), e diri Kuchi (eine teure Küche), scheni Dribel (schöne Trauben),  frisch bachini Weckli (frisch gebackene Brötchen), eini oder zwo (eine oder zwei), mi eltschti Decki (meine älteste Decke), si Liäbschti (seine Liebste)

- Reduktionsvokal e (abgeschwächter, zwischen e und a liegender Laut): Dante (Tante), Dorte (Torte), d Schälle (die Klingel, Schelle), e Quälle (eine Quelle), guete Dag! (guten Tag!), i gib-ere e guete (=gueter) Rot (ich gebe ihr einen guten Rat), saisch-ene e schene (=schener) Grueß! (sagst ihnen einen schönen Gruß!)

Dieses e wird abgeschwächt (als Reduktionsvokal gelesen).

Die Zugehörigkeit eines Wortes zu einer der drei Gruppen ist nicht immer in allen Ortschaften des Breisgaus gleich.

Merke: >>  Breisgauer alemannische Wörter enden nie auf kurzes, klares e!

Ausnahmen: ge (= go); se! (hier, nimm!); ke (kein)

 

 

Bezugssätze (Relativsätze) mit wu

Die Bezugssätze leitet man mit wu (wo) ein, nicht mit "der", "den" usw.:

E Sproch, wu nit bflägt wird, het kei Zuekumft. Eine Sprache, die nicht gepflegt wird, hat keine Zukunft.
Do wohnt dr Kamrad, wu-ni s Moped vu-nem kauft han. Da wohnt der Freund, dessen Moped ich gekauft habe. (= "Da wohnt der Freund, ‘wo ich das Moped von ihm gekauft habe".)
Diä Frau, wu mer gwartet hän uf-si, isch vrunglickt. Die Frau, auf die wir gewartet haben (hatten), ist verunglückt.
Säll Kind, wu dä Gäldbitel ghert, isch no keini fimf Minute furt. Das Kind, dem dieser Geldbeutel gehört‘ ist noch keine fünf Minuten weg.
Eber, wu mer niä siht, wird gschnäll vergässe. Jemand, den man nie sieht, wird schnell vergessen.
Meinsch sälli Metzg, wu mer drin gsi sin? Meinst du die Metzgerei, in der wir waren?
Wu si dr Fiährerschin gmacht het, isch si no z Friburg gwohnt. Als sie dem Führerschein machte, wohnte sie noch in Freiburg.

Merke: >>  Ein alemannischer Relativsatz beginnt nie mit d, sondern immer mit w!

 

 

Wortschatz

Das Breisgauer Alemannische hat einen großen Schatz an Wörtern, die wenig oder keine Ähnlichkeit mit einem hochdeutschen Wort haben. Dazu gehören viele hundert Wörter, die heute selten gebraucht werden. Sie gehören namentlich dem Bereich der traditionellen Landwirtschaft, der Hauswirtschaft und des alten Handwerks an. Beispiele:

Ägerscht (Elster), daie (wiederkäuen), dälbe (graben), Dolge (Tintenfleck), Gähre (Schoß), Gifli (Stecknadel), Hutte (Rückentrage), Muni (Zuchtstier), vrlechere (leck werden), Zwuckel (kleines Kerlchen)

Dazu gehören aber auch einige Wörter, die im modernen Leben häufig, zum Teil täglich, stündlich gebraucht werden können. Wer gutes Alemannisch sprechen will, muss sie beherrschen und anwenden; wer Alemannisch lernen will, sollte mit ihnen beginnen:

eber (jemand), ebis (etwas), niäme (niemand), niäne (nirgends), amenord oder naime (irgendwo), nyt (nichts), änewäg (trotzdem), geschtert (gestern), hit (heute), morn (morgen), z Obe (abends), hit z Obe (heute abend), morn am Morge (morgen früh), drno (dann), mänkmol oder elimol (manchmal), alliwil (immer), vilmol (oft), ender (eher), uf s Mol (plötzlich), viri (nach vorn), hinteri (nach hinten), underi (hinunter), ani (hin), äne (drüben), häne (hüben), blutt oder nackig (nackt), gäl (gelb), lätz (falsch), räs (versalzen), liis (zu wenig gesalzen), Gluckser (Schluckauf), Härtepfel (Kartoffel), Hag (Zaun), Mocke (Brocken), Schmutz (Kuß), Stäge (Treppe), Stapfle (Stufe), z Friburg (in Freiburg), uf Brisach (nach Breisach), Zischdig (Dienstag), ghäie (fallen), hebe (etwas halten), lupfe (anheben), läng-em (reiche ihm)

Nur noch selten zu hören, aber immer noch gut zu gebrauchen: hincht, hinecht (heute Nacht), nächt (gestern Nacht),  fäärn (letztes Jahr), z halbander (zu zweit), allewäg (auf jeden Fall), sällewäg (deshalb), guet zwäg sii (wohlauf sein), ebis zwäg bringe (eine Sache erfolgreich schaffen), bhäb dra verbii (knapp daran vorbei),  s battet (es gelingt)

 

 

Lautunterschiede zum Hochdeutschen

Das Hochdeutsche und das Alemannische besitzen zahlreiche gemeinsame Wörter, die im Lautlichen in regelmäßiger Weise voneinander abweichen. Für das Breisgauer Alemannisch gelten folgende Regeln; aufgeführt sind auch Beispiele für Ausnahmen (#). Dabei ist die alemannische Form kein entartetes Hochdeutsch, sondern eine eigenständige Entwicklung aus dem Alemannischen des Hochmittelalters (meist verkürzt "Mittelhochdeutsch" genannt).

ie

Hochdeutsch ie ist im Breisgauer Alemannisch nur selten i, sondern meist

nie - niä, die da - diä do, Spiegel - Spiägel, Krieg - Griäg, bieten - biäte, fliegen - fliäge, nießen - niäße

a > o

Gedehntes Hochdeutsches a kommt im Breisgauer Alemannisch oft als gedehntes o vor:

Straße - Stroß, Pfahl - Bfohl, Plage - BlogDraht - Droht, drohtig, Blase - Blodere, Ader - Odere, Schaf - Schof, Maler - Moler, mole, Denkmal - Dänkmol, Gefahr - Gfohr
# Bahn - Bahn, Zahl - Zahl, mahlen - mahle, Fahrt - Fahrt, Salat - Salat

ö > e

Hochdeutsch ö ist im Breisgauer Alemannisch nie ö, sondern fast immer e

Vögel - Vegel, Löwe - Leb, Öse - Ese, Größe - Greßi, schmökern - schmekere, schön - schen, Völker - Velker, Bötzingen - Betzinge, können - kenne
# gönnen - gunne

uu > ue

Hochdeutsches gedehntes u ist meist nicht u, sondern häufig ue

Buch - Buech, Wut - Wuet, Husten - Hueschte, tun - due, suchen - sueche, lugen (schauen) - luege

ü > i, u

Hochdeutsches kurzes ü ist im Breisgauer Alemannisch nie ü, sondern häufig i oder u

Schlüssel - Schlissel, Künstler - Kinschtler, Büchse - Bigs, türkisch - tirkisch, für - fir, Küche - Kuchi, Rücken - Rucke, Schürze - Schurz, Bürde - Burdi, bücken - bucke
# Mütter - Miätere, füttern - fiätere, müssen - miäße;                                                                       # dürfen - därfe, fürchten - färche

üü >

Hochdeutsches gedehntes ü ist im Breisgauer Alemannisch nie ü, sondern meist

Stühle - Stiähl, Füße - Fiäß, üben - iäbe, führen - fiähre, süß - siäß, früh - friäh, grün - griän, wüst - wiäscht
# Lüge - Luug   # bügeln - beegle

eu > i

Hochdeutsch eu ist im Breisgauer Alemannisch nie eu, sondern meistens i

Feuer - Fir, Zeug - Zig, Beule - Bile, teuer - dir, neun - nin, Eulen - Ile, feucht - ficht, scheu - schich, Leute - Lit, Beutel - Bitel, heute - hit, deutsch - ditsch
# Teufel - Däifel, leuchten - läichte, treu - dräi, neu - näi, Europa - Äiropa,                                                      # Heu - Hei, Freude - Freid

äu > i

Hochdeutsch äu ist im Breisgauer Alemannisch nie äu, dagegen oft i

Häuser - Hiser, Mäuse - Mis, Bäuche - Bich, Schläuche - Schlich, Täubchen - Dibli, Mäuerchen - Mirli
# Räuber - Raiber, Träume - Draim, Bäume - Baim, täuschen - däische

au > u

Hochdeutsch au ist im Breisgauer Alemannischen oft, aber nicht immer u (die in der Rheinebene vorherrschende Sonderform ist in Klammer angegeben.)

Haus - Hus (Hüs), Maus - Mus (Müs), Haut - Hut (Hüt), Maurer - Murer (Mürer), traurig - drurig (drürig), brauchen - bruche (brüche), laut - lut (lüt), auf - uf (uf), hinauf - nuf (nuf), hinaus - nus (nüs)
# Frau - Frau (Fraü), Baum - Baum (Baüm), kaufen - kaufe (kaüfe), blau - blau (blaü)

# Bau - Bau (Boi), Sau - Sau (Soi), tausend - dausig (doiserd), brauen - braue (broije)
#
Taufe - Daifi

ei > i

Eis - Is, Zeit - Zit, Leim - Lim, Breisgau - Brisgau, Reis - Ris, beißen - bisse, leise - lisilig, weiß - wiss, dreißig - drissig, gleich - glich, einmachen - imache
# Bein - Bei, Brei - Brei, Ameise - Omeis, Zeichen - Zeiche, Reise - Reis, bleich - bleich, Einheit - Eiheit , eine Meise - ei Meisli

 

Merke: >>  Die Hauptunterschiede in vier Sätzen (zum Auswendiglernen):

Besi Buebe wärfe Biächer ins Fir. (Böse Buben werfen Bücher ins Feuer.)

Uf dr hoche Hiser hets Is. (Auf den hohen Häusern hat es Eis.)

Uf diä schen Schissle schint Liächt. (Auf diese schöne Schüssel scheint Licht.)

Murer mit brune Auge schufle uf-em Bau. (Maurer mit braunen Augen schaufeln auf dem Bau.)

 

 

Inneralemannische Unterschiede

 West-Ost-Unterschiede:

Im westlichen Breisgau ist a recht dunkel (å), es hat eine gewisse Nähe zu o. Das a in drå (daran) klingt fast wie englisch draw (zeichne). Am Schwarzwaldrand und in den Tälern haben manche, aber nicht alle Ortschaften ein helles a, im Hochschwarzwald alle.

Westen Dá Månn het d Måsere ghå.
Osten Der Ma het d Masere gha.

Dieser Mann hat die Masern gehabt.

Dagegen ist ä im westlichen Breisgau sehr hell (á), es heißt zum Beispiel háll (hell), Spáck (Speck), Kás (Käse) usw., am Schwarzwaldrand und in der Freiburger Bucht setzt die Aussprache häll, Späck, Käs ein.

Westen Sállá Kás isch gschnáll gássá.
Osten Säller Käs isch gschnäll gässe.

Jener Käse ist schnell gegessen.

Die Sonderzeichen å und á werden meistens nicht geschrieben.

>> Im westlichen Breisgau ist daher a dunkel, ä als helles a zu lesen.

>> Im Hochschwarzwald a und ä wie im Hochdeutschen lesen.

Im westlichen Breisgau sagt man Hüs (Haus), lüt (laut), sür (sauer) usw.; dieses ü ist zum Schwarzwaldrand hin schwächer ausgeprägt und geht im Schwarzwald in u über: Hus, lut, sur.

Am Kaiserstuhl und im nordwestlichen Breisgau sagt man meist Laüb (Laub), Fraü (Frau), graü (grau) usw.; im Schwarzwald und im Süden Laub, Frau, grau.

In der Rheinebene herrschen vor:

nyt (nichts), Güts (Marmelade), pfätze (kneifen), Hochzit (Hochzeit), im Schwarzwald und auf der Baar herrschen (in gleicher Bedeutung) vor: nint, Mues, klemme, Hochzig od. Hostig.

Kaiserstuhl D Hüsfraü het nyt fir Kás ibrig ghå.
Baar D Husfrau hät nint fir Käs ibrig gha.

Die Hausfrau hat nichts für Käse übrig gehabt.

 

Nord-Süd-Unterschiede:

Siehe Karte auf dem Deckblatt: im schraffierten Gebiet (Süden) sagt man:

Müs, Für, Hütte usw. und meist auch größer, schön, Schlösser usw.,

für hochdeutsch Mäuse, Feuer, Hütte, größer schön, Schlösser. Im Norden dagegen:

Mis, Fir, Hitte usw. sowie greßer, schen, Schlesser usw.

Im Süden sagt man im Anlaut und nach l und r  ch für k, also Chopf (Kopf), churz (kurz), chrank (krank), starch (stark), Wulche (Wolken) usw.; dieses ch buchtet über das schraffierte Gebiet hinaus und geht bei Opfingen am Tuniberg am weitesten nach Norden.

Süden: liäber (lieber), Farbe (Farben), Obe (Abend) usw.

Norden: liäwer, Farwe, Owe.

ganz im Süden Do obe vu däre Hütte isch e schöni Chatz abe gumpt.
Kaiserstuhl Do obe/owe vu däre Hitte isch e scheni Katz ra gumpt.
ganz im Norden Do owe vu däre Hitte isch e scheni Katz rab gsprunge.

Da oben von dieser Hütte ist eine schöne Katze heruntergesprungen.

Freiburger Stadtmundart:

Sie ist besonders im Lautlichen dem Hochdeutschen angenähert:

Haus, Bauch, Eis, Fäier oder Feuer, Buch (Buch), Bicher (Bücher), misse (müssen); ghet (gehabt), gwäse (gewesen); nix (nichts).

Unsere Beispielsätze:

 D Hausfrau het nix fir Käs ibrig ghet.

Do obe vu däre Hitte isch e scheni Katz runter gsprunge.

 

Weitergehende Literatur