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30. August 2024
Bitte Hund statt Wauwau!

    Heute lautet die vorderste Schlagzeile der Badische Zeitung: „STUDIE: JEDES ACHTE KIND HAT DEFIZITE BEIM SPRECHEN“. Die Studie verschweigt, wie viele dieser Kinder Ausländerkinder sind, zumindest bringt das Blatt es nicht. Und Frauke Wolter warnt in der BZ davor, allein darauf zu schauen. Sicher hat sie recht, wenn sie meint, dass auch in deutschen Familien vor lauter Handy und Whatsapp viele Eltern nicht mehr richtig mit den Kindern kommunizieren. Fast schon revolutionär ist es, wenn sie zugibt, dass „auch die Pandemiejahre mit geschlossenen Kitas und Schulen eine Rolle spielen“. Die Eltern sollten, statt am Smartphone zu hängen, den Kindern „die Welt erklären mit einfachen, aber treffenden Worten (bitte Hund statt Wauwau!)“.
    So lustig kann das Monopolblatt des Großraums Freiburg sein! Im Türkischen heißt Hund „köpek“ oder „it“. Warum hat sie nicht geschrieben „bitte Hund und nicht köpek!“ Aber auch das wäre daneben, das Problem sind die Parallelgesellschaften, in denen der Kontakt mit Deutschen gemieden wird und in denen die deutsche Kultur verachtet wird. Das bremst auch die Kinder aus.
    Ja, in meiner Kindheit hatten die Eltern oft ein liebesvolles Verhältnis zu den Kindern, da gab es ein ganzes Sondervokabular für die Maidili un Biäbli, nicht nur „Wauwau“, sondern auch „Äntewüddli“ (Entchen), „Bissili (Kätzchen), „Gigerigi“ (Hahn), „Bibbili“ (Hühnchen), „Geißemuddili“ (Ziege) - um nur ein paar Beispiele aus der Tierwelt aufzuzählen. „Glickerli“ (Küken) und „Gluckeri“ (Glucke) gehörten auch der Erwachsenensprache an; das Ei, das Letztere legte, verkaufte man den Kindern als „Gagag“. Mei des het gschmeckt!
   Was ist aus uns so verhunzten Kindern unserer Generation geworden? Der einzige, aus dem nichts geworden ist, bin ich. Es gibt aber welche, die sprechen Altgriechisch, Latein, Französisch und Englisch sowie Hochdeutsch mit südwestdeutschem Akzent. Das sind, neben „Wauwau“, noch tausende, wenn nicht zehntausende weitere Wörter. Andere, die es nicht mit Sokrates, Cicero und Voltaire haben, kennen die elf bis zwanzig und mehr Namen von hunderten Fußballmannschaften der letzten Jahrzehnte – auch das ist eine gewaltige Sprachleistung. Was der eine an Grammatik versteht, hat der andere oft an technischem Verstand. Wohl dem, der beides kann!
    Spätestens mit fünf merken die Kinder dann, dass man alles hinterfragen sollte. Dass hinter dem Wauwau einer sich versteckt, den die Erwachsenen Hund nennen. Hinter den Nikolaus oder dem Weihnachtsmann verbirgt sich Onkel Hannes. Ab 16 merken manche, wenn Politiker und Medien von Frieden, Sicherheit und Demokratie schwärmen, dass sie Krieg und diktaturähnliche Zustände meinen und praktizieren. Manche glauben aber alles bis ins hohe Alter, was sie in der Badischen Zeitung lesen.