Josef Reinauer - anti-AKW-bewegt, konservativ und patriotisch

    Als der Grafen Sepp (Josef Reinauer) am 3. August 2017 starb, ging ein Kaiserstühler Original verloren, wie es nur noch wenige gibt. In einem Nachruf wurde er gleich in der Überschrift "leidenschaftlicher Kämpfer gegen die Atomkraft" genannt und das zu Recht. Agnes Pohrt schrieb auch: "Er verkörperte die Ideale der Grünen, lange bevor die Partei gegründet wurde." Das kann man so sagen, man muss dabei aber wissen, dass es bei der Gründung der Grünen gegensätzliche Geistesströmungen und Gruppen gab, von denen die einen grün (ökologisch) ausgerichtet waren, die anderen aber rot (kommunistisch/sozialistisch). Für diese letzteren war der Naturschutz, die Ökologie nur ein Zug, auf den sie aufspringen wollten.
    Welcher dieser Strömungen war der Grafen Sepp zuzuordnen? Der wirkmächtigste Denker und Politiker der ökologischen Grünen war der frühere CDU-Politiker Herbert Gruhl. Er war Anfang 1980 Mitbegründer der Grünen, trat aber ein Jahr später bereits wieder aus der jungen Partei aus, die immer mehr rot unterwandert und dominiert war, und gründete im März 1982 die Ökologisch Demokratische Partei (ÖDP). In der zweiten Hälfte der 80er Jahre gehörte Reinauer zu einer Gruppe von Rothweilern, die Veranstaltungen der ÖDP im Kolpinghaus in Freiburg besuchten. Sepp, Willi Reber, ich und weitere folgten fasziniert den Ausführungen des begnadeten Redners und großen Denkers Herbert Gruhl, einmal auch einer großen Rede von Franz Vonessen. 1989 kam es aber zu einer Linksverschiebung der ÖDP und einem Rückzug von Gruhl; damit endete auch unser Interesse an dieser Partei.
    Sepp war mit Leib und Seele Winzer, Schnapsbrenner und Feuerwehrmann, solange es die Gesundheit ihm erlaubte. Im Spätjahr 2015 besuchte ich ihn und wollte ihn um eine Unterschrift bitten. Wir diskutierten über die politische Lage, die Parteien und die bevorstehende Landtagswahl. Die schon vor September 2015 anschwellende Masseneinwanderung vor allem junger, gesunder muslimischer Männer hatte inzwischen bedrohliche Ausmaße angenommen. Das sah auch Sepp sehr kritisch - die einzige Partei, die sich dagegen wandte, war die erst zweieinhalb Jahre zuvor gegründete Alternativen für Deutschland (AfD). Ich rannte bei ihm mit den wichtigsten  Programmforderungen der AfD offene Türen ein: gegen den Moloch EU - für ein Europa der Vaterländer;  gegen die Abwertung von Familie und Tradition - die Familie als Keimzelle der Gesellschaft in den Mittelpunkt stellen;  Schließung der Grenzen gegen die Masseneinwanderung in die Sozialsysteme.
    Die neue Partei benötigte im Wahlkreis Freiburg West, zu dem Oberrotweil gehört,  150 Unterstützungsunterschriften, um hier zur Landtagswahl antreten zu können. Diese zu gewinnen war ein schwieriges Geschäft, denn schon damals versuchten die Medien und die politische Konkurrenz, die Partei als rechtsextrem, ihre Mitglieder als Aussätzige, Unberührbare zu stigmatisieren. Zu so einer Unterschrift gehörte Mut, denn man wurde dadurch bei den Behörden "aktenkundig". Zu den Rothweilern, die unterzeichneten, gehört Josef Reinauer.  Über Sepps Tisch hing eine riesige Lampe aus Laubsägearbeit, ein Kunstwerk, das er selbst gefertigt hatte. Hier unterschrieb er die Unterstützerliste. Damit legte er nicht für jede einzelne Forderung der neuen Partei die Hand ins Feuer, aber dass eine Alternative zur herrschenden Politik, die Einnahme einer Gegenposition zur Einheitsfront der Altparteien nötig sei, war Sepp völlig klar, das mit einer Unterschrift zu unterstützen war für ihn Ehrensache. Er war - wenn auch nicht mehr mit der Kraft der Jugend, wenn auch durch Gehbeschwerden behindert - auch als 79jähriger ein mutiger und mitdenkender Mann geblieben.
    Kürzlich organisierten Bianca Müller und Manuel Meyer in "s Grafe Sepps Hüüs" einen Tag der offenen Tür. Eine staunende Öffentlichkeit konnte sehen: Sepp hat in seinem Reich über Jahrzehnte Schätze gehortet, über die jedes Museum stolz wäre. Oder vielleicht doch nicht? Es sind Dinge darunter, die heute als "haram"* gelten, wie das "Kriegsliederbuch für das deutsche Heer 1914", die Ehrentafel des Kriegervereins (der Veteranen) des Ersten Weltkriegs, die er einmal von einem Müllcontainer gerettet hatte, und hunderte von Landser-Heften, die bis in die Euro-Zeit hereinreichen und die soldatisches Heldentum im Zweiten Weltkrieg beschreiben. Die Kaiserstühler Teilnehmer an der Anti-AKW-Bewegung um Breisach und Wyhl waren fast alle bodenständige Leute, so auch Sepp. Er war kein Freund des deutschen Schuldkults, der Selbstzerfleischung, der Schmähung der älteren Generationen. Damit ist keine Geringschätzung anderer Nationen verbunden: Zwar lehnte er die islamische Masseneinwanderung ab, doch die internationale Begegnung und gegenseitige Wertschätzung, die gemeinsame friedliche Arbeit schätzte er; er gehörte mit Meinrad Schwörer zu den Gründungsvätern der SCI-Camps, bei denen Jugendliche aus verschiedenen Nationen zusammen in den Sommerferien die Wiesen der Schelinger Höhen nach öklogischen Gesichtspunkten pflegen. Doch nach dieser Begegnung und der gemeinsamen Arbeit geht ein jeder wieder heim.
                                      Harald Noth, 30. November 2018

*haram = nach dem islamische Recht verboten, fluchbeladen, tabu

Aus:
Lueg ins Land ohne Scheuklappen - Der Blog von Harald Noth
www.noth.net/lueginsland/blog.htm