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20. Juni 2023
Heidegger im Blackforest

    Todtnauberg ist Schifahrern ein Begriff. Auch Sommerausflügler schätzen das hochgelegene Schwarzwaldtal mit seinen sanften Hängen, die mit Viehweiden und Waldstücken bewachsen sind. Manche der Urlauber gehen da oben auf 1100 Metern Höhe den Matin-Heidegger-Rundwanderweg (wie auch wir heute bei brüllender Hitze). In einer einsamen Hütte über dem Dorf schrieb Heidegger etliche seiner Werke, derentwegen der Philosph Weltgeltung erlangte, darunter "Sein und Zeit". Während in Freiburg und anderswo kleingeistige Kläffer den bedeutendsten deutschen Philosophen anbellen und in ihm den Nazi sehen, bewundert ihn die Welt bis nach China und Japan - ja, gerade dort.
    Über dem Wasserfall von Todnauberg gibt es eine neue Schwebebrücke - ihr Name lautet Blackforstline. Dieser geschmacklose Anglizismus mitten im Alemannenland hätte Heidegger wohl nicht gefallen, er würde sich in seinem Grab in Meßkirch umdrehen, wenn er es wüsste. Heideggers Sündenfall ist, wie es die kleinen Kläffer verbellen, dass er sich 1933 zum Rektor der Freiburger Universität wählen ließ. Er soll auch Antisemit gewesen sein und die Badische Zeitung gibt entsprechende Meinungen unermüdlich weiter. Aber in Heideggers Todnauberger Hütte spielte sich ein Teil seiner Liebschaft mit der jüdischen Philosophin Hanna Arendt ab. Letztere sah seinen "Antisemitismus" differenziert und blieb dem alemannischen Philosophen lebenslang freundschaftlich verbunden.