Hermann Burte - Einige seiner Gedichte
Hermann Burtes literarisches Wek umfasst etwa 1700
Seiten; den größten Platz nehmen dabei seine Gedichte ein. Sie entstanden
während seiner ganzen über 60 Jahre langen Schaffensphase als Dichter. Einige davon
sollen hier vorgestellt Am bekanntesten und beliebtesten wurden Burtes alemannische Gedichte. Diese sind im Dialekt des Badischen Hochrheins zwischen Basel und Schopfheim geschrieben, der eng verwandt mit der Mundart der Schweizer Rheinseite ist. Die meisten dieser literarischen Kleinkunstwerke entstanden um 1913. Er konnte sie kriegsbedingt aber erst 1923 im großen Band "Madlee - Alemannische Gedichte" veröffentlichen; die Sammlung schlug in der kleinen alemannischen Literaturwelt ein wie eine Bombe. 1924 erhielt der Dichter dafür die Ehrendoktorwürde der Freiburger Universität. Literaturkritiker stellten ihn neben Johann Peter Hebel, dem Nestor der alemannischen Dialektdichtung. Er war von den 20er bis in die 70er, 80er Jahre der bekannteste und beliebteste alemannische Dichter und wurde im 20. Jahrhundert von niemandem erreicht. Sein Ansehen sank aber nach langandauern, meist in der Presse ausgetragenen politischen Kampagnen. Von Hause aus war Hermann Burte Konservativer und später Deutschnationaler, doch mit seiner schließlichen Verstrickung im Nationalsozialismus wurde er zur Zielscheibe seiner meist linken Feinde der Nachkriegsjahrzehnte. Gedenkstein auf dem Friedhof in Maulburg Seine hochdeutschen Gedichte sind heute ein zu Unrecht wenig beachteter Schatz. Rainer Maria Rilke war von der Entwicklung Burtes begeistert; er schrieb 1924: "Ein Gedicht wie diese 'Himmlische Ernte', ist ein allgemeiner deutscher Besitz, ein Gut von solcher Reinheit und Gnade, daß es für sich allein ausreicht, den gründlichen Reichtum des Dichters für immer zu erweisen." |
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Es folgt: "Scheibenschlagen" aus "Madlee". Der Brauch des Scheibenschagens wird an der Buurefasnet ausgeübt. Auf Berghängen werden große Feuer entzündet. Auf Stecken spießen die oft jungen Männer handtellergroße hölzerne Scheiben auf, bringen sie im Feuer zum Glühen und rufen einen Spruch, mit dem die Scheibe jemandem gewidmet wird. Dann schlagen und rollen sie die Scheibe so auf ein steil ansteigendes Brett, dass sie leuchtend manchmal sehr weit in die Nacht fliegt und auch unten vom Tal aus gesehen werden kann.
Worterklärungen: Füürer - (viele) Feuer; glengt -reicht; heluff - hellauf, wohlan; gäl - gelb; stöhn Farbe im e Fahne inn - stehen Farben in einer Fahne; abem Droht - vom Draht herunter (auf dem die Scheiben aufgereiht sind)
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Das Gedicht "Totenprobe" erschien zuerst im Juni 1929 im "Markgräfler", der von Burte zwischen 1924 und 1932 herausgegebenen kulturellen und politischen Zeitschrift. Es ist auch in seinem Gedichtsband "Ursula" (1930) enthalten. Es zeigt den Dichter als Patrioten.
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Hermann Burte publizierte "Gerechter Staat" 1957 im Gedichtband "Heil im Geiste"; das Gedicht sollte sich als ein Stein des Anstoßes erweisen. Etwa der SWF-Redakteur Wolfgang Heidenreich unterstellte ihm in einer folgenreichen Radio-Sendung, hier "die Vernichtung der Begabten vorzuschlagen". Das war der Schluss- und Höhepunkt eines höchst demagogischen Features voller Verleumdungen und Unterstellungen; viele Hörer mögen so verblendet nicht mehr in der Lage gewesen sein, das satirische Gedicht als solches zu erkennen und zu realisieren, dass die Vernichtung eben nicht von Burte, sondern von linken Gerechtigkeitsphantasten vorgschlagen wird, deren Gedankenwelt von der zweiten bis zur letzten Strophe gezeigt wird. Zahlreiche bisherige Burte-Freunde wurden jedenfalls durch dieses fast zweistündige Rundfunkmachwerk verunsichert und wandten sich vom Dichter ab.
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Das um 1913 geschriebene und im Band
"Madlee - Alemannische Gedichte"
gesammelte Gedicht könnte auch heute aktueller nicht sein.
Worterklärungen: das Züügli - das Zeug; düür - teuer; kai Schläck - nichts Leichtes; schleipf - schleppe; e Menge - manch einer; vor euseraim - vor unsereinem; würdi cho - kommen würde; wenn ers liide wott - wenn er es dulden wollte (es ihm gefallen würde); Marei Madlee - Maria Magdalena |
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Die folgenden zwei Sonette sind aus dem Band "Die Flügelspielerin" von 1913 entnommen. Burte spricht hier zum Volk, beschreibt die Last, die es zu tragen hat, warnt aber davor, den Dichter als Müßiggänger zu sehen, denn er ist es, der das Schicksal der Handarbeiter besingt. "Wenn er nicht singt, so seid ihr nie gewesen." Hier klicken! | |
Sonne und Wein
Es hat die Spätlingssonne Bitte hier weiterlesen. |
Im Dorf am Rhein 1945 wurde Hermann Burte von einem politischen Feind, einem konkurierenden Dichter, als angeblich fanatischer Nazi an die französische Besatzungsmacht denunziert. Burte wurde daraufhin neun Monate von den Franzosen inhaftiert und danach aus seinem Wohnort Lörrach ausgewiesen. Er zog nach Efringen-Kirchen; das folgende Gedicht handelt davon. |