Hermann Burtes "Neuvermessung" durch den Südwestfunk 1978

von Harald Noth

Am 19. November 1978 wurde der deutsche und alemannischen Dichter Hermann Burte (1879-1960) quasi ein zweites Mal beerdigt. Dies geschah mit der Südwestfunk-Sendung „DER BURTE“ – Neuvermessung des alemannischen Dichters, Redners und Malers Hermann Burte – Texte, Analysen, Gespräche“ von Wolfgang Heidenreich. Am 10. Februar 1979 wurde diese "Neuvermessung" noch einmal wiederholt.
    Die Sendung stand im Zusammenhang mit dem seit über einem halben Jahr schwelenden politischen Streit um Schulbenennungen im Markgräflerland. Bereits 1974 hatte das Oberschulamt Freiburg die Benennung einer Schule in Rheinfelden-Herten nach Hermann Burte verboten. Nun sollte die Schule in Burtes Geburtsort Maulburg nach dem Dichter benannt werden. Doch die Gegner Burtes wollten dies verhindern. Auch die Benennung der Schule in Efringen-Kirchen nach dem Markgräfler Dichter sollte rückgängig gemacht werden. Mehr zu diesen Auseinandersetzungen siehe im Artikel  "Zum politischen Streit um Hermann Burte nach 1945".
    Die erste Sendung fand – symbolträchtig – am Volkstrauertag statt.
    Nach den Worten von Heidenreich sagen die Burte-Gegner, zu denen er selber gehört: 

„Die Botschaft dieses Mannes besteht nicht nur aus einigen wackeren Mundartgedichten, er hat auch, von seinen ersten Werken an, den Antisemitismus, den Rassenwahn, die Verherrlichung der Gewalt gepredigt.“ (1)

    Seine Sicht auf Burte stützt Heidenreich mit den musikalischen und anderen Mitteln des Rundfunks. 
    Klaus-Robert Bachmann schildert in der "Weiler Zeitung" die Machart der Sendung:

„Am Beginn das düstere, bedrückende Pathos der szenischen Musik, gestaute Legati der Streicher, das war wie in einem Hörspiel, wo die Musik die Struktur des Handlungsverlaufs als parallele Struktur nachvollzieht. Die, man darf sagen Bestürzung, die von der Musik ausgelöst wird, wird schrittweise und auf höchst logische Weise durch den Text bestätigt.“ (2) 

    Der sachliche, nachdenkliche Ton der Sprecher verschleiert, dass hier für eine bestimmte Seite in einer politischen Auseinandersetzung gefochten wird. Heidenreich bringt zahlreiche Zitate aus dem Werk von Burte. Aber die Zitate sind schwer überprüfbar; um eines in seinem Zusammenhang zu finden, muss man unter Umständen Hunderte von Seiten in seinem Roman „Wiltfeber“ von 1912 oder sonst wo lesen (auch im Manuskript sind die Zitate oft ohne Quellenangabe und immer ohne Seitenangaben). Die Auswahl der Zitate ist so, dass sie Burte lächerlich machen oder belasten. Die Auslassungen sind beim Hören der Sendung nicht zu erkennen. 
    Beispiel für das Lächerlich-Machen
(3): Heidenreich zitiert eine Liebesszene zwischen den Romanfiguren Wiltfeber und Madlee in „Kostproben“, das heißt, Zitatfetzen mit großen, nicht erkennbaren Lücken dazwischen. Diese Szene, die sich im Buch über viele Seiten anbahnt und in der geistreiche Konversation geführt wird, wird auf ein paar isolierte Sätze zusammengestrichen, die außerhalb des Zusammenhangs tatsächlich lächerlich wirken.
    Die Sendung behandelt Aussagen des Romanhelden Wiltfeber, als seien sie ein politisches Programm Burtes. Dass diese Aussagen durch den Verlauf der Handlung des Romans in Frage gestellt werden und durch andere Personen relativiert werden, wird verschwiegen. Sogar eine Aussage einer Nebenfigur - eine machohafte Bemerkung Behringers über Frauen - wird zitiert und als Burtes Meinung dargestellt und ihm als "nackte Geringschätzung und unmenschliche Überheblichkeit"(4) angelastet. 

    Heidenreich versucht anhand der Zitatfetzen aus dem Wiltfeber nachzuweisen, dass Burte ein Vordenker der NS-Ideologie sei und Hitler den Weg bereitet habe. Die Frage ist aber, ob dieser Roman die NS-Bewegung wirklich "befruchtet" hat oder ob sich später verbale Analogien herausstellten, denen der Sinn der Nazis unterstellt wurde. So meinte etwa auch Bertolt Brecht, wenn er die "Kommunistische Partei" oder den "Kommunismus" lobte, nicht das gleiche, wie das, was Stalin daraus machte. Und so meint auch der Romanheld Wiltfeber 1912, wenn er von "Führer", "Befehl", "Rasse", "Volk" und "Blut" sprach, nicht das,  was die Nazis daraus machten - und schon gar nicht Burte, der Autor des Werks. 
   Der SWF-Redakteur schreckt aber nicht davor zurück, eine Zusammenstellung von aus dem Zusammenhang gerissenen Wiltfeber-Zitaten aus dem Jahre 1912 mit einem SA-Kampflied aus der 30er/40er-Jahren ("Es zittern die morschen Knochen ...") zu unterlegen - zuerst leise, dann in Stufen lauter, bis zur Wortverständlichkeit. (5) 
    Aus den Reden, die Burte im Dritten Reich gehalten hat, liest Heidenreich solche Stellen heraus, die den Redner belasten, die unverfänglichen oder gegenläufigen Ausführungen – meistens der Hauptinhalt – lässt er unter den Tisch fallen. Ähnlich verfährt er mit Burtes Lyrik und dem Roman Wiltfeber. Das lyrische Werk Burtes umfasst ca. 1.700 Seiten – daraus fischt Heidenreich, wie schon einige vor ihm und etliche nach ihm, eine Handvoll Gedichte heraus, mit denen man glaubt, ihn als Menschen überführen zu können, dem humanitäre Gefühle fremd sind. Burte hat noch ein Jahr vor seinem Tod eine Stellungnahme zu solcherart Auslese und Fehlinterpretation abgegeben.
(6)

    Auch die Auswahl der Zeugen ist selektiv: so zitiert er den Altbundespräsidenten Theodor Heuss mit einer kritischen Stellungnahme von 1959 zu Burte(7). Diese Aussage wurde vom Spiegel am 1. April 1959 verbreitet, war von Heuss aber nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, sondern in einem Brief an seinen Sohn enthalten(8).  Oder er lässt den Basler Germanisten Martin Stern über Burtes "Unvereinbarkeit mit Hebel" referieren(9). Zwar hört man auch Burte-Liebhaber, doch haben diese (Klärle Menzel, Walter Jung) nicht die Gelegenheit, eine überlegte Stellungnahme gegen Anwürfe zu machen, sondern bekommen das Mikrofon unter die Nase gehalten und erzählen dann Erinnerungen an Burte auf Alemannisch, die im Zusammenhang der Sendung naiv wirken. Damit erweckt Heidenreich den Anschein, als höre er beide Seiten. Doch ernst zu nehmende Einlassungen zu Gunsten von Burte, Tatsachen aus dem Leben Burtes, wie seine Freundschaft mit den Juden Walter Rathenau und Nathan Katz, die ihn von einer anderen Seite zeigen würden, fehlen völlig oder sind, wie Burtes Kirchentreue auch während der Nazizeit, in Nebensätzen verpackt. Während man versucht, Heuss als Zeugen gegen Burte aufzubauen, fehlt dessen Brief vom 23. Mai 1952. Theodor Heuss hatte sich auf einen Vortrag über den alemannischen Dichterfürst Johann Peter Hebel vorzubereiten und Burte hatte ihm zwei dazu passende Gedichtsbände von sich geschickt - "Madlee" (1923) und "Die Seele des Maien" (1950). Heuss schrieb jedenfalls an Burte:

"Ich habe (...) mich an ein paar Abenden in die beiden Gedichtbände mit Gewinn hineingelesen und sehe, daß Sie den Hebel'schen Ansatz ja individuell stark zu erweitern verstanden haben." (10)

"Die Seele des Maien" (Auflage 1950) enthält 25 zwischen 1897 und 1947 entstandene Gedichte Burtes zu Hebel, darunter mehrere in der Nazizeit geschriebene. Dass Heidenreich dieser Brief Heussens nicht bekannt war, ist möglich. Sicher ist, dass er nicht nach entlastenden Dingen gesucht hat.

Burte Befürworter der Bücherverbrennungen?

    Grenzenlos demagogisch ist der Hörbeitrag, wo er mit fremden Szenen durchsetzt wird, so mit einer Rede des Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda, Joseph Goebbels, im Originalton bei der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933. Dies folgt unvermittelt nach der Mitteilung, dass Burte der „Deutschen Akademie der Dichtung“ beigetreten sei, die von den Nazis zum "Kulturkampf-Instrument" umgebaut worden sei. In diesem Kapitel, das den Lebenslauf Burtes darstellen soll, heißt es dann, nicht nur in Berlin, sondern auch in Freiburg seien Bücher verbrannt worden - auf dem Münsterplatz. Das trifft wohl nicht zu
(11). Woher Heidenreich das hat, ist sein Geheimnis. Die schnell vorbeihuschende Hörfunkszene, in der Burte als Mitglied des "Kulturkampf-Instruments" erscheint, in der auf dem Freiburger Münsterplatz angeblich Bücher verbrannt werden und in der Goebbels in Berlin spricht - das alles im Kapitel über den Lebenslauf Burtes - hat starke Suggestivwirkung; beim Zuhörer dürfte haften bleiben, Burte habe etwas mit der Bücherverbrennung zu tun. Andere Dichter, die der Akademie nicht beitraten und die gegen die Bücherverbrennung waren, werden zitiert. Burte nicht. Doch Burte gibt in einem Brief an Nohl am 3. Juni 1933 im Zusammenhang mit der geplanten Bücherverbrennung in Karlsruhe zu verstehen:

„An den sechstausend Jahren gemessen, in deren Lauf Gottes Wort sich als wahr erwies, ist die jetzige Bewegung in Deutschland eine Episode. Die Deutschen haben völlig die Kampfmethoden ihrer Todfeinde – Todfeinde im Wesen! – angenommen!“ (12)

    Zwar zeigt dieser Brief an Nohl auch eine antisemitische Einstellung Burtes, doch geht diese Haltung bei ihm nicht so weit, dass er Bücherverbrennungen gutheißen könnte. Er verurteilt sie.

Burte anfänglich Nazigegner

    Hermann Burte war Hitler und seiner Bewegung - dem "erwachten Deutschland" - zunächst kritisch gegenüber gestanden. Im "Völkischen Beobachter", dem von Hitler herausgegebenen zentralen Parteiblatt aus München, heißt es am 18. November 1932 über Burte:

"Dass der Dichter des 'Wiltfeber' und 'Katte' sich heute im Dickicht autoritärer Phraseologie verfangen hat und sich nicht wiederzugebende Beschimpfungen des erwachten Deutschlands leistete (...), das ist eins der traurigsten Kapitel aus der jüngsten Vergangenheit, auf das wir in anderem Zusammenhang noch eingehend zu sprechen kommen müssen."

    Doch in den Monaten und Jahren nach der Machtergreifung bekam man ihn dazu, mitzumarschieren - er trat 1936 in die Partei ein und unterstützte in Reden, die an sich Themen der Literatur und Kunst hatten, auch Hitler. Dabei verfolgte er eine eigene Linie, die oft nicht auf, sondern neben der der Partei lag. Mit der offiziellen Linie schwer vereinbar sind auch literarische Werke, die Burte im Dritten Reich herausbrachte. Am deutlichsten kommt dies in seinem alemannischen Gedicht "Hebel rassisch!" (1939) zum Ausdruck, in dem er gegen die Rassenlehre der Nazis stichelt. Sein historisches Drama Warbeck (im Druck erschienen 1936) stellt eine kaum zu überhörende Anklage gegen den Krieg dar. 

Burte ein unverschämter Mitwisser?

    Burte lebte von Einkünften aus seinem Werk sowie von Dichterlesungen und Vorträgen. Die Rede, mit der er sich am meisten kompromittiert hat, sind seine "Worte an Bartels". Diesen Vortrag hielt er im Oktober 1942 im Rahmen des Deutschen Dichtertreffens in Weimar - in einer Feierstunde zum 80. Geburtstag von Adolf Bartels. Bartels war ein völkischer und antisemitischer Dichter, aber kein Parteimitglied. Er hatte 1928 eine dreibändige Literaturgeschichte vollendet, in der er deutschsprachige Juden jeweils explizit als Juden bezeichnete. Burte drückte dies in seiner Rede so aus:

"Wie ein Forscher den Erreger und Träger einer Seuche, so verfolgten Sie den Feind, bis in seine Tarnungen und Blendungen hinein. Sie wagten etwas, was noch unerschaut und unerhört war, sie schieden in unbedingter ehrlicher Sichtung Deutsche und Juden in der Dichtung." (13)

    Heidenreich nennt diese Rede

 „Exzess einer Haltung, die in jenem Jahr nicht mehr nur mitläuferische Willfährigkeit gegenüber dem verbrecherischen Regime, sondern Mittäterschaft bedeutete.“ (14)

    Das Schicksal der Juden im Dritten Reich bedrückt den Verfasser des vorliegenden Artikels ebenso, wie es Heidenreich bedrückt. Auch die schuldhafte Verstrickung Burtes bedrückt mich; für Heidenreich ist sie Anlass zum Spott. Doch auch jemand, der sich schuldig macht, sollte differenziert betrachtet werden. Auch bei einer Bezichtigung als Mittäter kommt es auf das Detail an.
    Burte nennt die Juden nicht aus heiterem Himmel oder aus einer besonderen Schlechtigkeit des Charakters heraus "Feind" . Dass ein Dichter, der in vielen Dutzenden von Gedichten und anderen Texten menschliches Mitgefühl mit Ausgebeuteten, Unterdrückten, Benachteiligten, Leidenden gezeigt hatte, zu so etwas kommen konnte, liegt an einem komplizierten Gebäude aus Wahrheiten, Halbwahrheiten, Unterstellungen und Lügen über die Juden. Seit die Nazis 1933 die Deutungshoheit erobert hatten, war dieses Lügengebäude auch noch Staatsdoktrin. Die Naziführer unterstellten den Juden unter anderem ihre eigenen Methoden und Absichten. Ein Beispiel von unzähligen: Im Januar 1942 schrieb Robert Lay:

"Würde der Jude siegen, würde das deutsche Volk mit Mann und Maus, mit Kind und Kegel ausgerottet werden." (15)

    Der Krieg wurde als Werk jüdischer Drahtzieher dargestellt, die "Feindstaaten" (einschließlich die Sowjetunion) seien von Juden beherrscht.
    Lügen sind besonders wirksam, wenn sie an Wahrheiten anknüpfen können. Teilweise an Wahrheiten knüpfte die Hetze der Nazis an, aber auch moderaterer Antisemitismus, den es in anderen politischen Kreisen gab. Detlef Prinz und Rafael Seligmann schrieben am 21. August 2007 in der "Welt" bezüglich von Realitäten aus den Jahrzehnten vor Hitlers Sieg:

"Die objektiven jüdischen Erfolge - bei einem Bevölkerungsanteil von weniger als einem Prozent stellten die Juden 25 Prozent der deutschen Nobelpreisträger, die Hälfte der deutschen Privatbankiers, in Berlin war jeder zweite niedergelassene Anwalt Jude, jeder vierte Arzt ebenfalls - riefen (...) Neid hervor."

    Auch in Burte müssen Gefühle des Neids entstanden sein - waren Juden doch auch im Bereich der Dichtung, des Pressewesens und der Politik sehr stark präsent. Der jüdische Autor Seligmann schreibt an anderer Stelle, dass mehr als acht Prozent der Journalisten und Schriftsteller Juden waren(16). Seligmann erklärt die Bindung der Deutschen an Hitler mit der "Angst vor der Moderne". Hitler sei selbst von dieser Angst befallen gewesen und habe ihr höchst wirksam Stimme verliehen. Weiter stellt er fest:

"Die Juden waren in der Tat die unbestrittenen Nutznießer der Moderne, ganz gleichgültig, ob als Demokraten, Kapitalisten, Intellektuelle oder Kommunisten. (...) In der Tat verkörperten und propagierten die Juden stärker als jede andere Gruppe die Moderne. Damals bestanden, was heute meist verschwiegen wird, erhebliche wirtschaftliche, gesellschaftliche und geistige deutsch-jüdische Gegensätze." (17)

    Die Kritik, die Burte im Roman Wiltfeber (1912) im Zusammenhang mit den Juden übt, richtet sich nicht an die Juden, sondern an die Deutschen, die den Gott der Juden anbeteten. Dieser Roman fügte es, dass eine enge Freundschaft zwischen Burte und dem jüdischen Schriftsteller, Industriellen und Politiker Walther Rathenau entstand. Dass Rathenau nach dem Ersten Weltkrieg zum exponiertesten Vertreter der sogenannten Erfüllungspolitik wurde - in den Augen ihrer Gegner der Ausverkauf der Interessen Deutschlands an die Siegermächte - muss für Burte eine tiefe persönliche Enttäuschung bedeutet haben.
    Dieser Neid und diese Enttäuschung muss in der Seele von Burte gebrannt und ihn für politische Halbwahrheiten und Verleumdungen gegen die Juden empfänglich oder zumindest unempfindlich gemacht haben. Daraus müssen Lehren gezogen werden. Die Frage ist aber, welche.

     Heidenreich jedenfalls bauscht die unzweifelhafte Schuld Burtes demagogisch auf, wenn er als Abschluss und Gipfel seiner Einlassungen zur Burte-Rede sagt:

"Gesprochen im Weimar, nahe bei Buchenwald. Gesprochen in dem Monat, in dem die ersten Massentransporte in die Todeslager rollten." (18)

    Der Rundfunkredakteur suggeriert hier, die Rede wäre besonders unverfroren, weil sie in der Nähe des KZ Buchenwald gehalten wurde. Dabei wird unterstellt, Burte habe etwas mit Buchenwald zu tun - nämlich zumindest Mitwisserschaft. Unterstellt man das nicht, macht die Bemerkung keinen Sinn. Ebenso wird zumindest Mitwisserschaft "der ersten Massentransporte in die Todeslager" suggeriert. Damit hätte Burte im Bewusstsein, dass man gerade beginnt, die Juden physisch zu vernichten, noch in die Kerbe geschlagen. Diese Unterstellung ist natürlich mit keinerlei Beweis gestützt. Solange das Gegenteil nicht bewiesen ist, muss angenommen werden, dass Burte das Wissen hatte, das andere seiner Stellung hatten - er war seit 1936 NSDAP-Mitglied ohne Funktion in der Partei.
    Dass es den Juden an ihren Deportationsorten schlimm erging, war aus Drohungen in Reden von Hitler und anderen Nazi-Führern zu erahnen. Die badischen Juden wurden bereits am 22. Oktober 1940 nach Gurs in Südfrankreich deportiert; im restlichen Deutschland wurde erst ein knappes Jahr später mit den Massendeportationen in den Osten begonnen - ein Jahr früher, als von Heidenreich angenommen. (19) Die Abtransporte wurden von der Propaganda ignoriert, waren aber an den Wohnorten der Juden nicht zu übersehen. Viele Deutsche, auch Juden, haben sich mit dem Gedanken beruhigt, so heiß wie gekocht wird nicht gegessen, es wird nicht zum Letzten kommen. Konkrete Informationen über die Konzentrationslager zu verbreiten war nach dem Heimtückegesetz und der Kriegssonderstrafrechtsverordnung streng verboten(20). Dieses Verbot machte das Verdrängen leicht. Überhaupt war im Jahr 1942 die antijüdische Propaganda im Vergleich zu anderen Zeiten, etwa zu November 1939 (Reichspogromnacht) oder November 1941 (Einführung des Judensterns) auf Sparflamme. Man konnte die Illusion hegen, die noch nicht ausgewanderten/vertriebenen Juden wären zwecks Arbeitseinsatz und nicht zu ihrer Vernichtung in den Osten verfrachtet worden. Selbst Goebbels war sich Anfang März 1942 noch nicht bewusst, dass die physische Vernichtung aller Juden, derer man habhaft wird, geplant und angelaufen ist: Er schreibt am siebenten des Monats in sein Tagebuch:

"Es gibt in Europa noch über 11 Millionen Juden. Sie müssen später einmal zuerst im Osten konzentriert werden; eventuell kann man ihnen nach dem Kriege eine Insel, etwa Madagaskar, zuweisen." (21)

     Erst Ende März 1942 zeigt ein Eintrag in seinem Tagebuch, dass er nunmehr "präzise Kenntnis über das Schicksal der 'in den Osten' deportierten Juden" (22) hatte.
    Zwar gab es unter dem Volk "Gerüchte" über einzelne Details der Vernichtung. Heute weiß man, dass sie meist der Wahrheit entsprachen oder ihr nahe kamen, damals aber konnten sie als Defätismus oder Feindpropaganda abgetan werden. Das Ganze und seine Systematik überblickten nur die obersten Parteiführer. So konnte der Einzelne den Völkermord ignorieren. In Angst und Ohnmacht - davon mussten auch Hitleranhänger nicht frei sein - hat man nicht systematisch nach weiteren Nachrichten geforscht.
    Es entlastet Burte nicht, sollte aber zur Vermeidung von Selbstgerechtigkeit beachtet werden: In allen Systemen neigen Anhänger einer Richtung dazu, deren Taten wenig zu hinterfragen. So hat etwa Angela Merkel, deren antifaschistische Haltung niemand bezweifelt, die Lüge von den Massenvernichtungswaffen Saddam Husseins für Wahrheit gehalten, obwohl in der Zeitung und im Internet herauszufinden gewesen wäre, dass dieser Kriegsgrund eine konstruierte Unwahrheit ist. Sie besuchte als CDU-Vorsitzende Präsident Bush in Washington und unterstützte ihn damit in seinem Kriegskurs. Eine solche Blindheit wäre bei manchen Themen leicht auch Mitgliedern anderer Parteien nachzuweisen - Scheuklappen unter den im Vergleich zum Nationalsozialismus wenig bedrohlichen Bedingungen der Demokratie.

   In der Rede auf Bartels findet sich ein Satz, in dem Burte die Maßnahmen des Regimes gegen die Juden einschätzt. Dies geschieht, wenn er Martin Luther als Antisemiten darstellt, der

"den Schelm und sein Volk in einer Weise verworfen, verdammt und vernichtet haben wollte, viel rücksichtsloser, als wir es heute tun mußten".(23)

    Luther hatte mehrere Pamphlete gegen die Juden geschrieben und umfassende Unterdrückungsmaßnahmen gegen sie gefordert, die von Niederbrennung der Synagogen über Arbeitszwang bis zu ihrer Vertreibung reichen, doch hat er nie ihre physische Vernichtung verlangt(24). Burte meint in der Rede am 9. Oktober 1942, das Vorgehen der Parteiführung liege da noch drunter, es sei 'rücksichtsvoller' verlaufen als das von Luther geforderte. Wenn die Lage der Juden so gewesen wäre, wie Burte sie hier andeutet, hätte es keine tödlichen Maßnahmen gegen sie gegeben - keine Massaker und keine systematischen Vergasungen. Seine Darstellung ist natürlich falsch. Die Organe, die den Holocaust durchführten, waren keineswegs rücksichtsvoller als es Luther in seinen Pamphleten gefordert hatte. Der Völkermord war unter Ausschluss der Öffentlichkeit in vollem Gange. Doch seiner Andeutung zufolge ist sich Burte darüber nicht im Klaren. Der Redner stellt die Maßnahmen von "wir" - also vom Deutschen Reich - mit dem Verb "mußten" in die Vergangenheit. Mit "mußten" anstatt "müssen" entsteht hier der Sinn, die Palette der Maßnahmen wäre ausgeschöpft, es wäre nichts Weiteres zu tun. Es ist denkbar, dass Burte hier versteckt ausdrücken will, "hört auf, mehr ist nicht notwendig". Dieser Einspruch wäre in einer Form vorgetragen, gegen die im Publikum sitzende Funktionäre des Propagandaministeriums nicht so leicht eine Handhabe hätten. Seine Worte sind jedenfalls nicht unüberlegt dahingesagt; der Dichter wird beim Schreiben des Manuskripts lange über ihnen gebrütet haben.

    Burte von Goebbels aufgebaut?

    Heidenreich versucht noch weiter, Burtes Rolle größer darzustellen, als sie war. Er behauptet eine persönliche Beziehung zwischen Goebbels und dem Dichter: 

„Obwohl dem Josef Goebbels die Völkischen als Spießer und unrevolutionäre Geister vorkamen, passte ihm ein völkischer und rassistischer Poltergeist vom Schlage Hermann Burtes gut in sein Konzept. Er baute ihn zum Hitler-Herold auf und machte ihn zum Propheten vom Dienst.“  (25)

     Heidenreich will wissen, zur Feierstunde anlässlich des Bartelsgeburtstags

„gab es für den in der Inszenierung politischer Orgien zielsicheren Reichspropagandaminister Joseph Goebbels keinen geeigneteren Festredner im Nazireich, als einen anderen alten Rassekämpfer und Heimatdichter: Hermann Burte, 63 Jahre alt, wohnhaft in Lörrach.“ (26)

    Folgt man Heidenreich - und welcher junge Radiohörer wird das nicht getan haben - so hat also Propagandaminister Goebbels sich persönlich Gedanken gemacht und "keinen geeigneteren Festredner im Nazireich" gefunden als Burte, den Mann aus Lörrach, vom anderen Ende des Reiches. Goebbels kennt dann Burte auch genau, sonst könnte er sich nicht unter weniger Geeigneten gerade für ihn entscheiden.
    Wo sind die Belege dafür? Heidenreich bringt keinen einzigen. Er kann darauf bauen: Was im Radio kommt, wird auch ohne Beweise geglaubt. Ein Glaube, den sich nach den Erfahrungen der Geschichte eigentlich kein Deutscher erlauben dürfte.

    Tatsache ist, dass die Bartelsrede von Dr. Rudolf Erckmann, Sachbearbeiter für Autorenfragen im Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda, organisiert wurde. Lange bevor Erckmann sich an Burte mit der Bitte um einen Redebeitrag gewandt hatte, hatte ihn Detfef Cölln vom Adolf-Bartels-Bund für einen Beitrag zur Festschrift zum 80. Geburtstag von Bartels gewonnen. Als Erckmann Burte für die Rede engagieren wollte, schrieb er:

"Das Programm wird um eine Veranstaltung erweitert werden, die der Ehrung von Adolf Bartels aus Anlaß seines 80. Geburtstages dient. (...) Da ich erfahre, dass Sie dem Werk des großen Gelehrten und auch seiner Person nahe stehen, würde ich mich herzlich freuen, wenn Sie die Rede auf Bartels im Rahmen dieser Veranstaltung übernehmen würden." (27)

    Von wem mag er erfahren haben, dass Burte Bartels nahe steht? Kaum von Goebbels, wie sich noch zeigen wird, sondern wohl vom Bartels-Bund oder von Bartels selbst, mit dem Burte mindestens seit 1928 in Verbindung (28) stand. 
    Am 9. Oktober 1942 hält Burte vor den geladenen deutschen Dichtern seine Rede "Worte an Bartels". Der Vortrag ist identisch mit dem Artikel, der wenig später in der Festschrift des Adolf-Bartel-Bundes
(29) erscheint.
    Während des Dichtertreffens sollte es auch zu einer Begegnung Burtes mit Goebbels kommen. Dies kann man aus dem Antwortbrief Burtes vom 26. Oktober an Dr. Erckmann entnehmen, er reicht das angeforderte Redemanuskript ein und fügt zum Schluss noch hinzu:

"Herrn Reichsminister Dr. Goebbels bitte ich in meinem Namen für den ehrenden Auftrag zu danken und ihm, wenn das angeht, sagen zu wollen, dass die persönliche Unterhaltung im 'Elefanten' (nach dem Essen) mir eine einzigartige Freude war, die ich nie vergessen werde." (30)

    Die Freude Burtes soll nicht in Frage gestellt werden, obwohl nicht jeder Gruß an Mächtige, in deren Hand man ist, im Dritten Reich und in jedem anderen System von innerstem Herzen kommen muss. Aber warum schreibt Burte Goebbels, den Dienstherren Erckmanns, nicht selbst an, um Gruß und Dank zu übermitteln? Weil eben der persönliche Draht nicht existiert - war doch auch die bisherige Organisation der "politischen Orgie" über Erckmann gelaufen und nicht über den Reichsminister - Goebbels weiß über Details der Organisation nicht Bescheid. In seinem Tagebuch schreibt er nämlich, dass er sich am 12. Oktober im "Elephant" mit verschiedenen in- und ausländischen Dichtern getroffen und unterhalten hat, und zwar mit "Knittel, Münchhausen, Agnes Miegel, Wilhelm Schäfer, Burte, Schumann, Anacker usw." Der Tagebuchschreiber fährt fort:

"Den tiefsten Eindruck macht auf mich der alte Wilhelm Schäfer (...). Auch mit Adolf Bartels kann ich mich lange unterhalten. Er ist sehr alt und klapprig geworden. Er wird im nächsten Jahr seinen achtzigsten Geburtstag feiern." (31)

    Hier irrt der Propagandaminister: Der Bartelsgeburtstag fällt auf den 15. November, also keine fünf Wochen später, mithin in das alte Jahr. Der Organisator Erckmann hat das selbstverständlich gewusst.
    Wenn Goebbels den Geburtstagstermin von Bartels nicht einmal ungefähr kennt, wird er die "politische Orgie" am 9. Oktober nicht nur nicht organisiert haben, sondern auch Erckmann nicht dazu angewiesen haben. Damit kam der "ehrende Auftrag" für Burte auch nicht indirekt vom Minister, sondern von einem Sachbearbeiter, der kein Busenfreund von Goebbels gewesen zu sein scheint und wohl auch sonst keine besondere Nähe zu Chef des Ministeriums hatte: Erckmann ist in den Goebbelstagebüchern, die gedruckt an die anderthalb Meter im Regal einnehmen, nirgends (32) erwähnt.
   Dass Hermann Burte aber Rudolf Erckmann seine Begegnung mit Goebbels aufs Brot schmiert, macht Sinn: Der Dichter ist, wie der weitere Briefwechsel zeigt, von Erckmann u. a. wegen Papierzuteilungen für den Druck seiner Werke abhängig. Hier war es notwendig, sich mindestens so wichtig zu machen, wie man war.

    Joseph Goebbels teilt in seinem Tagebucheintrag vom Treffen im "Elephanten"  keine Einschätzung von Burte mit, er erwähnt nur seinen Nachnamen. Doch hat er sich einmal einige Jahre früher über den Lörracher geäußert: Am 1. Dezember 1936 schreibt er:

"Abends Deutsches Theater 'Katte' von Burte. Das Stück ist ein Attentat auf die Tränendrüsen. Zu sentimental. Aber gut gespielt. Besonders die Dannhoff und eine neue Frau, die Flickenschild. Ich lerne Burte kennen. Keine Leuchte. Ein alemannischer Spießer." (33)

    Während Burte auf Heidenreich als "völkischer und rassistischer Poltergeist" wirkt, sieht Goebbels bei der ersten Begegnung das glatte Gegenteil: Das Stück des alemannischen Dichters ist ihm zu "sentimental". Wollte der Propagandaminister damit sagen, dass das Drama kitschig ist? Meint Goebbels mit "Spießer" Leute, die Samstag nachmittags regelmäßig die Straße fegen? Oder ist seine Einstufung Burtes als "alemannischen Spießer" vielleicht politisch abschätzig? Sowohl das Wort "Spießer" als auch das Wort "sentimental" verwendet Goebbels häufig bei Leuten, die moralische Bedenken gegen die Unterdrückung der Juden, der Russen usw. haben. Zum Beispiel sagt Goebbels, als bei der Einführung des Judensterns "bei einem Teil der Bevölkerung - ganz besonders den so genannten besseren Schichten" Mitleidsäußerungen bekannt werden:

"Der deutsche Bildungsspießer ist schon ein Drecksstück." (34)

    Am 4. Juni 1938 notiert Goebbels nach einem Gespräch mit dem Berliner Polizeipräsidenten in sein Tagebuch:

"Ziel Heraustreibung der Juden aus Berlin. Und zwar ohne Sentimentalität. Sie sind auch mit uns nicht sentimental gewesen." (35)

     In diesem Sinn verwendet Goebbels das Wort "sentimental" auch an vielen anderen Stellen (36). Es bedeutet hier "Mitleid haben" oder "sich ein Gewissen machen wegen Unrechts". Letzteres tut auch im Drama "Katte" die Hauptfigur. Das Stück spielt im Preußen des Jahres 1730. Es wurde von Burte schon 1907 begonnen und 1914 vollendet und veröffentlicht, entstand also parallel zu seinem "Wiltfeber" und erschien nur zwei Jahre später als dieser. Katte, der Freund von Kronprinz Friedrich,

"macht gegen Ende des Dramas eine innere Läuterung durch. Er bekennt sich vor Gott oder vor dem Prediger als großen, wissentlichen Sünder, den seine Eitelkeit, sein Ehrgeiz verführt hat." (37)

     Katte macht sich ein Gewissen wegen selbst begangenem Unrecht. Etwas, was Goebbels zutiefst fremd war. Zwar hat dieses Drama der Burte der Jahre 1907 bis 1914 geschrieben, doch machte auch der Burte, den Goebbels an diesen Abend im Dezember 1936 kennen lernte, keinen Eindruck auf ihn, der ihn vor der Qualifizierung als Spießer hätte bewahren können. 

    Ein knappes Jahr später schaut sich der Minister erneut ein Stück des "alemannischen Spießers" an - "Herzog Utz", jetzt leicht umgeschrieben und "Herzog und Henker" genannt. Goebbels muss bitter erkennen, sich auch mit diesem Burte-Drama einen Abend verdorben zu haben:

"(...) Das Stück ein unerträgliches Vers- und Wortgeklingel ohne Substanz in Problem und Haltung. Das Ganze uns weltenweit fern. Ich habe keinen Geschmack daran." (38)

    Burtes Roman "Wiltfeber" erschien 1912 und wird von Wolfgang Heidenreich und anderen als wegbereitend für den Nationalsozialismus angesehen. Die Burte-Werke "Herzog Utz" und "Katte" enstanden paralell zum oder kurz nach dem "Wiltfeber". Sie werden vom Propagandaminister als "sentimental" bzw. als "ohne Substanz in Problem und Haltung" oder gar als den Nationalsozialisten "weltenweit fern" angesehen. Demnach muss Burte bei der gleichzeitigen oder zeitlich kurz aufeinanderfolgenden Abfasung der drei Werke einen extremen Spagat gemacht haben oder einen radikalen Richtungswechsel vollzogen haben. Oder Goebbels verkennt die Werke Burtes. Oder aber - und jetzt kommen wir zum wahrscheinlichen Fall - der Rundfunkredakteur irrt sich grundlegend mit seiner Einschätzung des "Wiltfeber" und seines Dichters.

    Angenommen, Goebbels hätte diesen Alemannen 1942 doch für eine Bartels-Rede engagiert. Hätte Hermann Burte diesmal seine Erwartungen erfüllt? Auf der Propagandakonferenz am 11. Juli 1942 kritisierte der Minister den laschen Antisemitismus der "Deutschen Allgemeine Zeitung":

"Es werden nicht antisemitische Artikel schlechthin gewünscht, z.B. Untersuchungen über die Schuld der Juden am Bankkrach vor 10 Jahren, sondern es ist unsere Aufgabe, gegen die Juden in diesem Zusammenhang zu schreiben, d.h. sie als Schrittmacher des Bolschewismus und der Plutokratie herauszustellen. Es ist nicht damit Genüge getan, dass man sich jetzt mit irgendwelchen Kultur- und Wirtschaftsfragen, die mit dem Judentum in losem Zusammenhang stehen, befasst, sondern man muss die Frage des Antisemitismus, überhaupt die Frage des Judentums, in den großen Zusammenhang der gegenwärtigen europäischen Auseinandersetzung bringen."  (39)

    Gemessen an diesen Anforderungen sind die "Worte an Bartels" ein Flop. Burte ist weit davon entfernt, die Juden als "Kriegstreiber", "Bolschewisten" usw. zu kritisieren. Es wäre für ihn ein Leichtes gewesen, neben dem obligatorischen Hitlerlob, das seine Rede enthält, auch einen Ausfall gegen die Juden im Sinne Goebbels' zu formulieren. Doch er stellt die "Frage" ungenügenderweise nur  im Zusammenhang mit "irgendwelchen Kulturfragen" der Vergangenheit; der Antisemitismus in Burtes Rede zeigt sich nicht auf der Höhe von 1942, sondern auf der Höhe der Zeit vor dem ersten Weltkrieg oder der Zeit der Zwanziger Jahre. Burtes Antisemitismus war auf kulturelle Isolierung, nicht auf physische Vernichtung der Juden angelegt.

    Bislang ist es also nicht gelungen, Anhaltspunkte zu finden, die die Behauptung des Rundfunk-Redakteurs stützen könnten, Goebbels habe Hermann Burte zum Hitler-Herold aufgebaut. Die Beweislage wird noch schlechter, wenn man sich weiter umsieht:
    Als Burte von Weimar zurück in die Südwestecke des Reiches kehrt, erhält er einen Brief von der Lörracher Stelle des Sicherheitsdiensts (SD), in dem er freundlich gebeten wird, seine "persönlichen Ansichten" zu einer Rede von Goebbels beim Dichtertreffen mitzuteilen
(40). Dieser Aufforderung kommt der "Herold" wie ein Schulbub nach(41). Diese kleinlich geforderte Fleißarbeit, wenn nicht Gesinnungsprüfung, passt schlecht ins Bild der Bedeutung, die im Südwestfunk Burte nachgesagt wird.
    Doch wie stand es in der Hauptstadt? Wusste wenigstens dort jedermann, was Heidenreich weiß, nämlich dass Burte "Hitlers Herold" ist? Vom 14. April 1943 besitzen wir eine Aussage des formell zweithöchsten Mannes im Dritten Reich über Burte. Am 1. April 1943 wurde im Berliner Staatstheater "Das Schloß Dürande" uraufgeführt, eine Oper mit Othmar Schoeck als Komponist und Hermann Burte als Textdichter. Als Reichsmarschall Hermann Göring Burtes Libretto gelesen hatte - eine Dichtung nach einer Novelle von Eichendorff - schickte er ein wütendes Telegramm an den Generalintendanten Heinz Tietjen, in dem es heißt:

"Habe soeben das Textbuch der zur Zeit aufgeführten Oper Schloß Durande gelesen es ist mir unfaßbar wie die Staatsoper diesen aufgelegten Bockmist aufführen konnte. Der Textdichter muß ein absolut Wahnsinniger sein. Jeder einzige, dem ich nur einige Zeilen vorgelesen habe verbittet sich das Weitere selbst zum Lachen, als absoluter Schwank ist es noch zu blöde." (42)

    Göring war bei der Premiere nicht zugegen gewesen, sondern las das Libretto offenbar erst zwei Wochen später. Das Stück wurde bereits nach vier Aufführungen wieder abgesetzt, wahrscheinlich nach dem Einschreiten des Reichsmarschalls, der auch Chef des Preußischen Staatstheaters war. Warum regte sich dieser über Heidenreichs angeblichen "Propheten vom Dienst" so auf? Gewiss nicht, wie er vorgibt, wegen der literarischen Qualität der Verse Burtes. Das Stück spielte in der französischen Revolution und wurde in der Hauptstadt der siegreichen und etablierten nationalsozialistischen Revolution aufgeführt. Hans Fröhlicher, der Schweizer Botschafter in Berlin, notierte am 1. April 1943, wie die Premiere auf ihn gewirkt hatte:

"Das Stück mit dem tragischen Ausgang, der Zerstörung des Alten, der Angehörigen, des vermeintlichen Gegners, aus totalem Ehrgefühl, aus krankhafter Übersteigerung an sich guter Eigenschaften, also die Katastrophe der Totalität, sie ist ein Spiegel von dem, was heute in Deutschland geschieht." (43)

    Die Auswahl des Themas der Oper geht auf Schoeck, den Schweizer Komponisten, zurück, er beharrte gegenüber Burte auch darauf, dass sie tragisch enden solle. Burte ließ sich darauf ein. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.
    Wir besitzen also Aussagen zweier der höchsten Nazibonzen über Hermann Burte. Wer meinte, es gäbe zu Goebbels' "Keine Leuchte. Ein alemannischer Spießer" keine Steigerung mehr, sieht sich getäuscht. Göring vermutet einen "absolut Wahnsinnigen" in ihm.

    Wir sahen, dass Heidenreich in seiner Rundfunksendung den bis dahin beliebtesten Dichter des Markgräflerlands und seine Beziehung zu Goebbels extrem unsachlich darstellte. Gleichzeitig ist deutlich geworden, dass Hermann Burte durchaus Beziehungen zu mittleren Chargen im Hause Goebbels hatte - sie waren für die Vortragstätigkeit des Dichters und für die Veröffentlichung von Werken unerlässlich.

 
Ein Mordaufruf Burtes?

    Nach dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen Totalitarismus gab es Wendehälse en masse – Burte gehörte nicht dazu, er blieb zwar nicht Hitler und seinem System, jedoch seinen eigenen konservativen, aristokratischen Grundauffassungen treu. Er war dem Kaiserreich der wilhelminischen Zeit und der Weimarer Republik kritisch gegenüber gestanden. Er war auch der Bonner Republik gegenüber kritisch. In einem der Gedichte seines Buches „Stirn über Sternen“ (1957) – über die anderen ca. 200 dieses Bandes erfahren wir im SWF nichts – lautet die von Heidenreich aus dem Zusammenhang des satirischen Gedichts „Gerechter Staat“ gerissene Strophe: 

"Bleibt noch der Geist: Es lässt sich nicht verhehlen,
Daß vielen Wählern Kunst und Wissen fehlen.
Der ist gescheit geboren, jener dumm –
Was soll man tun? Bringt die Gescheiten um!“

    Seinen Hörern, die durch die Dramaturgie der Sendung und die ungeheuerlichen „Eröffnungen“ schockiert und gelähmt sind und mit allem rechnen, macht Heidenreich nun weiß, Burte rufe hier zum Mord auf:

„Daß einer, der dem Staat gedient hat, in dem man das sogenannte lebensunwerte Leben mordete, im Jahre 1957 den zynischen Mut besitzt, der Bundesrepublik, die nicht nach seinem Denkmuster zugeschnitten ist, die Vernichtung der Begabten vorzuschlagen, ist konsequent.“ (44)   

    Worin besteht hier die Demagogie des Redakteurs? Satire ist im hiesigen Kulturkreis ein gängiges Kunstmittel, bei dem durch Überzeichnung ein Sachverhalt angedeutet wird. Burte hat in seinem geistreichen Gedicht natürlich nicht wirklich zum Mord aufgerufen, sondern Kritik an der Vorstellung eines "gerechten Staats" geübt und die Gleichmacherei auf den Arm genommen, die mit dem allgemeinen Wahlrecht verbunden ist. 
    Bei der Sendung des Südwestfunks waren die jungen Zuhörer vor eine ungewohnte Situation gestellt: Hermann Burte war fast zwei Stunden lang als Nazi vorgeführt worden, als Gewaltprediger und rassistischer Poltergeist aus dem Dritten Reich und nicht als linker Satiriker auf einer alternativen Kleinkunstbühne. Das vollständige Gedicht
(45) wäre im Buch oder im Kabarett leicht als Satire zu erkennen gewesen, doch daraus riss Heidenreich nur eine Strophe und interpretierte sie in einer politischen Rundfunksendung als Vorschlag zur "Vernichtung der Begabten". Härter geht es nicht mehr.
   Die Schlussfolgerung Heidenreichs in seiner fast zweistündigen Sendung war:  „Im Lande Hebels darf es keine Burte-Schulen geben!“ (46)   

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    In diesem Beitrag konnte nur auf einen Bruchteil der Einlassungen der Heidenreich-Sendung eingegangen werden. Denn um eine kurze, aber verleumderische Aussage zu entwirren und zu widerlegen, sind oft Duzende von Sätzen notwendig. Der Südwestfunk war ein öffentlich-rechtlicher Sender, getragen durch die Rundfunkgebührenpflicht; er sendete im alemannischen Teil Badens und konnte auch in der elsässischen und Schweizer Nachbarschaft gehört werden. Er ist inzwischen im Südwestrundfunk (SWR) aufgegangen; Heidenreich machte das Manuskript auch der Öffentlichkeit zugänglich (z. B. Unibibliothek Freiburg). Es wird seither viel zitiert. Die Sendung wurde in der Presse vor- und nachbereitet. Möglicherweise wurde sie auch in Schulen hineingetragen. Im Oberbadischen Volksblatt vom 25. November 1978 heißt es in der „Nachlese“: „Der Südwestfunk will mit seiner Sendung auch in die Schulklassen gehen und mit den jungen Menschen darüber diskutieren.“
    Die Beiträge der Burte-Befürworter konnten nur in Insider-Zeitschriften wie "Das Markgräflerland" oder als Broschüren veröffentlicht werden, die nicht weit über den Kreis der Hermann-Burte-Gesellschaft hinaus Verbreitung fanden.
    Mit dem Eingreifen des Rundfunks, des Fernsehens, des Magazins "Spiegel", mit redaktionellen Beiträgen anderer Blätter und mit den Sendungen des Südwestfunks konnten Burte-Gegner eine ungleich größere Breitenwirkung erzielen. Klaus-Robert Bachmann schreibt in der "Weiler Zeitung" zur Sendung von Heidenreich, sie stelle „eine entschiedene Zäsur dar. Von jetzt an wird jeder Burte beim Wort nehmen müssen – es wäre allerdings schon vor dieser Sendung selbstverständlich gewesen.“
    In einer Machart, die an Zeiten erinnert, die er zu bekämpfen vorgibt, konnte Heidenreich hier vor allem die Generationen bluffen, die die Hitlerzeit nicht selbst erlebt haben. Das alemannische Kulturschaffen, das Anfang der 70er Jahre im Zusammenhang mit der Anti-AKW-Bewegung aufgeblüht war, blieb von der Burtediskussion nicht unbeeinflusst. Seither gibt es unter den alemannischen Kulturschaffenden nur wenige Junge mit politischem Anspruch, die nicht das Ritual des Vatermords an Burte vollzögen. Es ist oft Voraussetzung, um auf dem alemannischen Markt überhaupt noch zugelassen zu werden - von manchen, die an den Schaltstellen der Kultur und der Medien sitzen. Auch bei einer angestrebten schulischen Laufbahn war es von nun an hilfreich, kein Burte-Liebhaber zu sein. 
    Der Umschwung lässt sich bis in einzelne Biographien nachweisen, so gibt der oben zitierte Klaus-Robert Bachmann an, durch die Sendung vom Burte-Freund zum Burte-Gegner geworden zu sein. Und Willi Ferdinand Fischer schreibt: 

"Heimatdichter und Hebelpreisträger Gerhard Jung, der einmal ein schönes, schwärmerisches Gedicht auf Burte geschrieben(47) und noch bei dem von der Burte-Gesellschaft veranstalteten Ruländer-Schoppen 1978 in Efringen-Kirchen mit einem schwungvollen Vers in das allgemeine Lob eingestimmt hatte, erhob nun mit dem Südwestfunk den Vorwurf, Burte sei auch am 2. Weltkrieg mitschuldig(48). (...) Hatte Gerhard Jung seine früheren Hymnen vergessen oder wollte er ihnen bewusst abschwören, um mit dem augenblicklichen Zeitgeist übereinzustimmen?“ (49)

    Freilich – und das schreibt Fischer nicht – mischte Jung in sein Lob für Heidenreich die Kritik ein, das positive, alemannische dichterische Werk Burtes sei in der Sendung zu kurz gekommen. Im Eifer des Gefechts bedachte Fischer, dem eine beachtenswerte Darstellung von Burte(50) zu verdanken ist, nicht, dass jeder eine einmal gefasste Meinung ändern darf. Dies gilt für Burte-Freunde ebenso wie für Gegner. Das eigentliche Problem war, dass dem Meinungsumschwung mit unlauteren Mitteln nachgeholfen wurde - und das aus dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk heraus.

Wolfgang Heidenreich (1933 - 2008), geborener Freiburger, begann schon während seines Studiums (u.a. Germanistik) als freier Mitarbeiter beim Rundfunk, seit 1960 war er Redakteur. Ab 1970 und zum Zeitpunkt der Sendung war er stellvertretender Studioleiter und 1982 - 1995 Programmleiter im Landesstudio Freiburg des SWF. Erst spät stellte sich Heidenreich als Dichterkollege Burtes heraus - 2006 und 2008 erschienen seine eigenen Lyrikbände. 2008 erhielt er den Reinhold-Schneider-Preis (Sparte Literatur) der Stadt Freiburg.

In die Zeit, als Heidenreich Verantwortung beim regionalen Rundfunk hatte, fällt die oben erwähnte Renaissance des Alemannischen, die im Zusammenhang mit der Bewegung gegen AKWs in Wyhl und anderswo sowie gegen andere industrielle Großprojekte im "Dreyeckland" stand. Der alemannische Dialekt war dabei als grenzüberschreitende Sprache auch zum Ausdrucksmittel von sich als progressiv verstehenden Kräften geworden, im Zuge dieser Bewegung "schwappte" er auch in die Medien. Rundfunk und Fernsehen sind das geeignetste Medium für diese gesprochene Sprache, die keine allgemein anerkannte Verschriftung besitzt. Mit der Kampagne gegen Burte 1978/79 fand diese Renaissance ein frühes Ende; im Südwestfunk war dem Alemannischen im Weiteren nicht mehr als ein Schattendasein beschieden - mehr dazu hier. Heute ist es im Nachfolgesender SWR fast gänzlich eliminiert.

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Diesen und weitere Artikel über Burte finden Sie auf www.noth.net/hermann-burte/anfang.htm

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(1) Wolfgang Heidenreich, "DER BURTE" - Neuvermessung des alemannischen Dichters, Redners und Malers Hermann Burte - Texte, Analysen, Gespräche.  (Südwestfunk, Landesstudio Freiburg, 1978) S. 2 
(2) Hermann-Burte-Archiv Maulburg, Schachtel mit Zeitungsausschnitten, Artikel von 11. 78, genaues Datum fehlt

(3) Heidenreich, S. 20
(4) Heidenreich, S. 21
(5) Heidenreich, S. 51 
(6) Hermann Burte: Antwort auf Schmähschriften (1959), Hermann-Burte-Archiv, Maulburg

(7) Heidenreich, S. 27
(8) Randnotiz von Magdalena Neff auf Artikel vom 28. 7. 1988, Schachtel Zeitungsausschnitte, Hermann-Burte-Archiv Maulburg
(9) Heidenreich, S. 28ff 
(10) Zitiert nach: Willi Ferdinand Fischer: A propos Hermann Burte. Erinnerungen und Gedanken 1979. Lörrach 1979, pag. 23
(11) Die Angabe Heidenreichs S. 8f über eine Bücherverbrennung in Freiburg scheint nicht zuzutreffen. Am 10. Mai 1933 war eine Bücherverbrennung geplant, wurde aber abgesagt. Bei der am 17. Juni geplanten Nachholung der Verbrennung durch die Hitlerjungend konnte "wegen schlechtem Wetter (...) der geplante 'feierliche Rahmen' wiederum nicht eingehalten werden", heißt es in der Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau, Band 3, S. 309.
Die indizierten Bücher dürften aber bei der zuvor angesagten und wahrscheinlich erfolgten "Sammlung" durch die Hitlerjugend aus den Buchhandlungen entfernt worden sein. Die "Freiburger Zeitung" und das NSDAP-Blatt "Der Alemanne" vermelden keine erfolgte Bücherverbrennung. Auch Werner Treß: "Wider den undeutschen Geist!", Bücherverbrennung 1933, Berlin 2003, weiß keine Freiburger Bücherverbrennung zu vermelden.
(12) Hermann-Burte-Archiv Maulburg, Brief an Nohl, 3. 6. 1933
(13) Sieben Reden von Burte. Straßburg 1943, S. 181
(14) Heidenreich, S. 41

(15) Zitiert nach Peter Longerich: "Davon haben wir nichts gewusst!" Die Deutschen und die Judenverfolgung 1933 - 1945. München 2006, S. 205
(16) Ralf Seligmann: Hitler. Die Deutschen und ihr Führer. München 2004, S. 21
(17) Seligmann, 2004, S. 15f
(18) Heidenreich, S. 43
(19) Heidenreich, S. 43 - er meint, die Massentransporte beginnen um die Zeit der Burte-Rede, also im Oktober 1942.
(20) Einige Urteile des Jahres 1943 in diesem Zusammenhang - sie gehen bis zur Todesstrafe - sind zitiert bei Longerich, S. 223  
(21) Goebbels-Tagebuch, zitiert bei Peter Longerich, S. 212
(22) Goebbels-Tagebuch, zitiert bei Peter Longerich, S. 212
(23) Burte, Reden, S. 181
(24) so im Aufsatz "Von den Jüden und iren Lügen" aus dem Jahr 1543.
(25) Heidenreich, S. 50
(26) Heidenreich, S. 40

(27) Brief Erckmanns vom 25. Juli 1942, Hermann-Burte-Archiv, Ordner Korrespondenz Kultur Politik 1942
(28) Bartels konnte damals in der Zeitschrift "Der Markgräfler" den 3. Band seiner "Deutschen Literaturgeschichte" besprechen - Burte gehörte zum engsten Mitarbeiterkreis des Blattes. Der Markgräfler, 5. Jahrgang, Nr. 21, 15. 11. 1928
(29) Adolf Bartels zum achtzigsten Geburtstag. Im Auftrag des Adolf Bartels-Bundes herausgegeben durch den Bundesvorsitzenden, Detlef Cölln, Nordhastedt. Heide i. Holst. (1942), S. 78ff
(30) Durchschlag des Briefes von Burtes an Erckmann, 26. 10. 1942, Hermann-Burte-Archiv, Ordner Korrespondenz Kultur Politik 1942
(31) Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Herausgegeben von Elke Fröhlich. Teil II, Band 6, München 1966, S. 109f
(3 2) Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Herausgegeben von Elke Fröhlich. 31 Bände, München 1993 - 2006, Personenverzeichnis nach Erckmann durchsucht Teil II Bände 1 bis 15 (Juli 1941 bis April 1945).
(33) Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Teil I, Band 3/II, München 1966, S. 271f
(34) Zitiert bei Longerich, 2006, S. 172
(35) Goebbels, Tagebücher, 4. 6. 1938
(36) Siehe etwa die Tagebucheinträge vom 6. 11. 1941, vom 6. 3. 1942, und Goebbels Einlassungen auf den Propagandakonferenzen am 9. 3. 1942 und 12. 12. 1942, zitiert bei Longerich, 2006, S. 213 und 257f

(37) Hans Knudsen: Der Dichter Hermann Burte. Konstanz a.B. 1918, S. 40
(38) Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Teil I, Band 4, München 2000, S. 320
(39) Zitiert bei Longerich, 2006, S. 213
(40) Brief vom 26. September 42, Ordner Korrespondenz und Politik 1942, Hermann-Burte-Archiv Maulburg.

(41) Zitiert in: "Bericht über den Schriftsteller Hermann Burte aus Lörrach. Zu Händen der Deutschen Polizei des Landkreises Lörrach; Der Französischen Militärbehörde des Landkreises Lörrach - von Rudolf Blaschek, Lörrach (...) (13. 8. 1945)", S. 19. Blaschek kennt die Aufforderung zu diesem Schreiben durch den Sicherheitsdienst nicht oder verschweigt sie. Damit erweckt er den Endruck, als schriebe Burte diesen Aufsatz aus freien Stücken.
(42) Abgedruckt als Faksimile in Heinz. H. Stuckenschmidt: Zum Hören geboren. Ein Leben mit der Musik meiner Zeit. München 1979, S. 149, hier zitiert nach Werner Vogel: Othmar Schoeck, Leben und Schaffen im Spiegel von Selbstzeugnissen und Zeitgenossenberichten. Zürich 1976, S. 257
(43)  Zitiert nach Werner Vogel, ebenda, S. 256
(44) Heidenreich, S. 55
(45) Der vollständige Text lautet:

Gerechter Staat

Hier  sind vom gleichen Wert Besitz und Bettel:
Sie werfen in die Urnen ihre Zettel.
Die Stimmen werden endlich ausgezählt,
Und wer die meisten hat, der ist gewählt.

Allein, das Geld ist immer bei den Reichen:
Das muss man ändern! Jedermann den gleichen
Anteil am Erbe dieser goldnen Welt!
Dann ist im Staate alles wohlbestellt!

Bleibt noch der Geist: Es lässt sich nicht verhehlen,
Daß vielen Wählern Kunst und Wissen fehlen.
Der ist gescheit geboren, jener dumm –
Was soll man tun? Bringt die Gescheiten um!

Wir brachen keine besseren Gehirne!
Wir hingen alle an dem gleichen Zwirne.
Im idealen Staat darf auch zum Schein
Nicht einer klüger als der andere sein!“

(46) Heidenreich, S. 57
(47) Gedicht abgedruckt in: D'Heimet uf em Wald, Moritz Schauenburg Verlag 1960 und: Oberbadisches Volksblatt, 23. 11. 1978
(48) Die Stellungnahme Gerhard Jungs ist abgedruckt in der Weiler Zeitung, 23. 11. 1978
(49) Willi Ferdinand Fischer: A propos Hermann Burte. Erinnerungen und Gedanken 1979. Lörrach 1979, pag. 7

(50) Willi Ferdinand Fischer: A propos Hermann Burte. Erinnerungen und Gedanken 1979. Lörrach 1979